Bolsonaro gewinnt erste Wahlrunde in Brasilien

Rechtsaußen-Kandidat kommt auf 46 Prozent der Stimmen - Brasilianischer Real auf Höhenflug

Bolsonaro gewinnt erste Wahlrunde in Brasilien

Von Andreas Fink, Buenos Aires Der deutliche Sieg des “Anti-System-Kandidaten” Jair Bolsonaro wurde von der Geschäftswelt mit Begeisterung aufgenommen. Die Börse in Sao Paulo eröffnete mit Zuwächsen von über 6 % und der Real machte erheblich Boden gegenüber dem Dollar gut. Innerhalb der letzten Woche ist Brasiliens Währung um 4,46 % gestiegen. Zuvor hatte die Landeswährung seit Jahresanfang um mehr als 20 % ihres Wertes eingebüßt.Bolsonaro erzielte im ersten Wahlgang 46,06 % der Stimmen. Als zweiter der insgesamt 13 Kandidaten kam Fernando Haddad auf 29,26 % . Haddads Arbeiterpartei wurde hingegen stärkste Partei und bekommt nun 57 Kongresssitze. Die Sozialliberale Partei (PSL), der Jair Bolsonaro erst seit einem Jahr angehört, erreichte 51 Mandate. Bislang hatte die Gruppe lediglich zehn Vertreter. Im 514 Abgeordnete zählenden Kongress sind wieder mehr als 30 Parteien vertreten. Um dort Mehrheiten zu erreichen sind umfassende Absprachen und Verhandlungen erforderlich. Gegen genau diese Form von Politik hatte Bolsonaro erfolgreich Wahlkampf gemacht. Nun wird er sie selbst praktizieren müssen, wenn er nach einem Sieg in der Stichwahl am 28. Oktober ab dem nächsten Jahr in den Regierungspalast einziehen sollte.An der Börse hatte der Star des Montags einen klingenden Namen: Die Titel von Petrobras legten um mehr als 10 % zu. Die halbstaatliche Ölkompanie, lange ein nationales Vorzeigeunternehmen, dann nationale Cash Cow und schließlich hoch verschuldetes Herzstück des verheerenden Schmiergeldskandals, könnte nun privatisiert werden. Das ist das deutlich formulierte Konzept jenes Mannes, der künftig die Wirtschaft des 210-Millionen-Einwohner-Landes lenken soll. Paulo Guedes, einst Milton-Friedman-Schüler an der Chicago School of Economics, will erhebliche Teile der noch in Staatsbesitz befindlichen Unternehmen auf den Markt bringen. Und er will die enorme Steuerbelastung senken.Die Märkte vertrauen auf Guedes und sie hoffen, dass der in seiner Vita oftmals sehr sprunghafte Bolsonaro auch dann zu seinem Wirtschaftskapitän steht, wenn Südamerikas Supertanker in schwere Wasser steuert. Davon ist auszugehen, denn die Auslandsschulden von 74 % des Bruttoinlandsproduktes in 2017 sollen bereits 2019 über 80 % der Gesamtwirtschaftsleistung liegen. Der Internationale Währungsfonds warnte im vergangenen April eindringlich vor einer weiteren Zunahme der Schulden. Vom Duo Bolsonaro/Guedes erwarten die Anleger, dass sie schnellstmöglich eine Reform des ruinösen Pensionssystems angehen, das alleine für die Hälfte des Budgetdefizits der letzten Jahre verantwortlich war.Im regionalen Kontext bedeutet die Wahl ein weiteres deutliches Abrücken vom Linkspopulismus des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts. Im Laufe des letzten Jahres hatten bereits Chile und Kolumbien marktfreundliche Präsidenten gewählt, allein Mexiko steuerte mit der Wahl des Linken López Obrador in die Gegenrichtung. Tatsächlich war eines der Hauptargumente in Bolsonaros Wahlkampf der verheerende Zustand des Nachbarlandes Venezuela.