Brexit-Sorgen werden hintangestellt

Wirtschaftsvertrauen in der Eurozone fängt sich - Keine Entwarnung

Brexit-Sorgen werden hintangestellt

lz Frankfurt – Die Stimmung in der Wirtschaft der Eurozone hat sich im September stärker als erwartet aufgehellt. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg um 1,4 auf 104,9 Punkte, wie die EU-Kommission am Donnerstag mitteilte. Ökonomen hatten dagegen mit einer Stagnation gerechnet. In den größten Staaten der Währungsunion – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien – besserte sich die Stimmung am meisten. Besonders in der Industrie zeigten sich die Manager optimistischer.Das ebenfalls ermittelte Konjunkturbarometer für das Geschäftsklima stieg auf 0,45 Zähler nach 0,03 Zählern in August. Das ist das höchste Niveau seit Oktober 2015. Der BCI gibt Auskunft über die Produktions- und Investitionstätigkeit der Wirtschaft.Die teils deutlichen Anstiege der Indikatoren folgen auf eine starke Eintrübung in den Monaten Juli und August. Diese wurden überwiegend dem Brexit-Votum der Briten zugeschrieben und den zahlreichen politischen Risiken im Euroraum, wie sie sich etwa in den politischen Systemen Spaniens und Italiens oder Frankreichs manifestieren, wo populistische Kräfte zunehmend die Debatte bestimmen, Reformen gebremst oder aufgeschoben werden und die Staatsausgaben wieder zulegen, um diverse Wahlversprechen einzulösen. “Klares Wachstumssignal”Zumindest die Brexit-Unsicherheit ist nach Meinung von Stefan Kipar von der BayernLB inzwischen aber regelrecht “abgeebbt”. Unternehmen und Haushalte in nahezu allen Sektoren und Ländern der Währungsunion blickten wieder optimistischer in die Zukunft, und auch in Großbritannien habe sich die Stimmung etwas weiter erholt.In Deutschland ist das Wirtschaftsvertrauen sogar auf dem höchsten Stand seit einem Jahr und steht auf einer breiten Basis. Das Konsumentenvertrauen hat sich ebenso aufgehellt wie das Investitionsklima in der Industrie. Selbst in Frankreich nimmt der Optimismus zu. Das Economic Sentiment sende “ein klares Wachstumssignal”, schreibt Christian Melzer von der DekaBank. Er erwartet nun für das dritte Quartal ein Wachstum in Euroraum von immerhin 0,4 % zum Quartal davor.Für eine Entwarnung angesichts der guten Umfragedaten ist es nach Meinung von Kipar allerdings zu früh: “Die Unsicherheit dürfte in den kommenden Monaten, auch abhängig von der Ausgestaltung der Brexit-Verhandlungen, immer wieder kurzfristig deutlich ansteigen und vor allem im Zuge der tatsächlichen Auslösung des Artikels 50 durch Großbritannien im ersten Quartal 2017 in die Höhe schnellen.”Viele Ökonomen gehen deshalb davon aus, dass die Belastungsfaktoren unterschwellig weiter vorhanden sind und Investitionsentscheidungen von Unternehmen hemmen. Insofern dürfte auch die Konjunkturentwicklung eher schwächer ausfallen als ohne diese Unsicherheiten.