Britische Inflation steigt stärker als erwartet
Britische Inflation
steigt stärker als erwartet
Erneut höchste Teuerungsrate der G7
Reuters London
Die Inflation in Großbritannien ist im Juli auf den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren gestiegen und liegt nun bei 3,8%. Im Juni hatte die Teuerungsrate noch 3,6% betragen, wie das Statistikamt am Mittwoch mitteilte. Damit hat das Land erneut die höchste Inflationsrate unter den großen westlichen Industrienationen (G7). Besonders die für die britische Notenbank (BoE) wichtige Teuerung im Dienstleistungssektor zog an – auf 5 von 4,7% im Vormonat. Damit kletterte die Inflation insgesamt und in der Service-Branche jeweils etwas stärker als von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen erwartet hatten. Das Pfund legte nach Veröffentlichung der Daten leicht zu.
Die Daten dürften die Notenbank in ihrem vorsichtigen Kurs bestärken. Die Bank of England hatte in diesem Monat – in einer sehr knappen Entscheidung – die Zinsen gesenkt, jedoch angesichts der hartnäckigen Inflation eine Verlangsamung des Tempos bei weiteren Zinssenkungen angedeutet. „Die heutigen Inflationsdaten werden den vorsichtigen Ansatz des geldpolitischen Ausschusses bei künftigen Zinssenkungen bestärken“, sagte Martin Sartorius, Chefökonom beim Industrieverband CBI. Obwohl für das nächste Jahr ein Rückgang der Inflation erwartet werde, bedeute das Risiko von Zweitrundeneffekten, dass der Ausschuss der BoE die Geldpolitik kurzfristig nicht überstürzt lockern werde.
Vielfältige Gründe für Teuerung
Die Teuerung in Großbritannien liegt deutlich über der in den USA, wo sie im Juli bei 2,7% verharrte, und der in der Euro-Zone. Hier bewegt sich die Inflation um die Zielmarke der Europäischen Zentralbank von 2%. Als Gründe für die hohe Rate im Vereinigten Königreich gelten unter anderem die Regulierung der Energiepreise, ein nach dem Brexit angespannter Arbeitsmarkt sowie ein Lohnwachstum von rund 5%. Den größten Beitrag zum Anstieg im Juli leistete der Verkehrssektor, insbesondere die Flugpreise. Die Preise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke lagen 4,9% über dem Vorjahr.