Britischer Arbeitsmarkt kühlt im Frühsommer ab
Britischer Arbeitsmarkt kühlt im Frühsommer weiter ab
Anzeichen für schwache Produktivitätsentwicklung
hip London
Der britische Arbeitsmarkt kühlt sich immer weiter ab. Das Reallohnwachstum geht zurück. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sinkt, die Zahl der ausgeschriebenen Stellen ebenso. Für die Bank of England waren Sorgen um die Entwicklung am Arbeitsmarkt bei ihrem jüngsten Zinsentscheid wichtiger als der anhaltende Inflationsdruck. Sie senkte die Bank Rate vergangene Woche um 25 Basispunkte auf 4,0%.
Simon French, der Chefvolkswirt von Panmure Liberum, hat in den Daten Anzeichen für eine schwache Produktivitätsentwicklung ausgemacht. Aus seiner Sicht ist die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden der wichtigste Indikator. Sie sei im Mai nach einem Sprung nach oben im April weiter gestiegen.
Reallohnwachstum schwächt sich ab
Doch sei die zusätzliche Arbeit in beiden Monaten nicht von wirtschaftlichem Wachstum begleitet gewesen. Das spreche dafür, dass sich die Produktivität ein weiteres Quartal schwach entwickelt habe. Die unabhängigen Haushaltshüter des Office for Budget Responsibility (OBR) verfolgen die Produktivität mit Argusaugen. Auch davon wird abhängen, wie viel finanziellen Spielraum Schatzkanzlerin Rachel Reeves aus ihrer Sicht noch hat. Die restlichen Arbeitsmarktdaten seien „ein bisschen ermutigend“ ausgefallen, so French. „Ein paar Silberstreifen, aber wir sind noch nicht aus dem Gröbsten heraus“, schrieb der Deutsche-Bank-Volkswirt Sanjay Raja in einer ersten Einschätzung.
Wie das Statistikamt ONS mitteilte, stiegen die Erwerbseinkommen in den drei Monaten per Ende Juni um 5%. Sonderzahlungen mit berücksichtigt, belief sich das Plus auf 4,6%. Das entspricht einem Reallohnwachstum von 1,5% bzw. 1,1%.
Weniger sozialversicherungspflichtige Jobs
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse sank im Vergleich zum Juni 2024 um 149.000 (minus 0,5%).
Die erste Schätzung für Juli zeigt 164.000 Stellen weniger als im Vorjahresmonat. Die Regierung hatte die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung mit Wirkung zum 1. April erhöht. Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen sank den 37. Monat in Folge. Sie liegt nun um 9,7% unter dem Prä-Corona-Niveau.
Die Zahl der wirtschaftlich Inaktiven ging weiter zurück, lag aber weiterhin über dem vor der Pandemie erreichten Stand.