Dauerschwäche in der US-Industrie

Stagnierende Produktion und billige Einfuhren bestätigen die Erwartungen einer Zinssenkung

Dauerschwäche in der US-Industrie

Die jüngsten Konjunkturdaten dürften die US-Notenbank in ihrem Vorhaben bestätigen, demnächst den Leitzins zu senken. Schwäche in der Industrie deutet auf geringeres Wachstum hin, und sinkende Einfuhrpreise signalisieren weiterhin eine Teuerungsrate unterhalb des Inflationsziels der Fed.det Washington – Stagnierende Industrieproduktion und rückläufige Einfuhrpreise haben der US-Notenbank gleich mehrere Argumente geliefert, um an Plänen für eine baldige Zinssenkung unverändert festzuhalten. Hinweise für weiterhin solides Wachstum lieferte gleichzeitig das rege Geschäft im Einzelhandel, dessen Umsätze im Juni die Erwartungen deutlich übertrafen. Die US-Industrie präsentiert sich insgesamt in relativ schwacher Verfassung. Wie die Notenbank berichtete, war der saisonbereinigte Output im Juni gegenüber dem Vormonat unverändert. In drei der vergangenen sechs Monate ist die Produktion gesunken, und für das zweite Quartal ermittelte die Fed ein aufs Jahr hochgerechnetes Minus von 1,2 %. Gestützt von der Autoindustrie und Herstellern von Autoteilen konnte das verarbeitende Gewerbe die Produktion im Juni um 0,4 % steigern. Ohne diese beiden Komponenten wurde eine Zunahme um 0,2 % gemessen. Der Output der Versorgungsunternehmen gab als Folge der milden Temperaturen um 3,6 % nach, während der Bergbau einen Anstieg um 0,2 % verzeichnete. Die Kapazitätsauslastung gab um 0,2 Prozentpunkte auf 77,9 % nach.Weiteres Wasser auf die Mühlen jener Ökonomen, die sich von der Fed eine Konjunktur belebende Zinssenkungen erhoffen, goss das Arbeitsministerium, welches für Juni einen Rückgang der Einfuhrpreise um 0,9 % meldete. Im Mai waren diese unverändert geblieben. Erwartet hatten Bankvolkswirte ein Minus von etwa 0,6 %. Dabei handelte es sich um den ersten monatlichen Rückgang seit Dezember 2018. Während der vergangenen zwölf Monate verbilligten sich Einfuhren um 2,0 %.Zwar leisteten deutlich rückläufige Treibstoffpreise, die um 6,5 % nachgaben, einen entscheidenden Beitrag. Billiger als zuvor waren aber auch Investitions- und Konsumgüter ebenso wie Lebensmittel und industrielle Lieferungen. Ausfuhrpreise waren in der Berichtsperiode um 0,7 % niedriger im Vormonat. Im Mai hatte das Ministerium ein Minus von 0,2 % gemessen.Ungeachtet der geringen Inflation und der insgesamt enttäuschenden Leistung der Industrie deutet der kräftige Anstieg der Einzelhandelsumsätze darauf hin, dass Verbraucher weiter konsumieren. Laut Handelsministerium steigerte der Einzelhandel im Juni seine Erlöse saisonbereinigt um 0,4 %, ein deutlich höherer Wert, als Ökonomen erwartet hatten. Im Jahresvergleich fielen die Verkaufszahlen um 3,4 % höher aus. Viele Branchen profitieren Positiv heben Experten hervor, dass von wenigen Ausnahmen abgesehen, zahlreiche Branchen von dem Aufschwung profitierten, unter anderem das Gastgewerbe ebenso wie Bekleidungs-, Heimwerker- und Möbelgeschäfte. Schwächere Umsätze meldeten wegen der gesunkenen Benzinpreise bei Tankstellen. Auch ging der florierende Online-Handel zu Lasten der Warenhäuser, deren Umsätze im Jahresvergleich um 5,2 % sanken. Das Ministerium meldete außerdem für Mai eine Zunahme der Lagerbestände im verarbeitenden Gewerbe und im Handel um 0,3 %. Im April war ein etwas stärkeres Plus von 0,5 % ermittelt worden. Dass der Markt für private Immobilien wieder etwas an Dynamik gewinnen könnte, signalisiert der Häusermarkt Index des Maklerverbandes National Association of Realtors (NAR) für Juli. Dieser stieg für Juli um einen Punkt auf jetzt 65 Zähler.