Demografische Welle setzt Sozialsysteme unter Wasser
Sozialpolitik
Demografie bedroht Wachstum und Wohlstand
lz Frankfurt
Schon vor Jahrzehnten haben Ökonomen vor den leicht absehbaren demografischen Veränderungen gewarnt. Aber die Politik sah sich nicht veranlasst zu handeln. Dabei erschüttert die Verschiebung der Alterspyramide den Steuer- und Sozialstaat in seinen Grundfesten: Immer weniger junge Erwerbstätige bzw. Beitragszahler stehen immer mehr Rentnern und kranken Senioren gegenüber. Zugleich ruht auf den Jungen maßgeblich die Finanzierung der öffentlichen Ausgaben. Die Entwicklung schlägt auch aufs Wachstum durch, weil der Mangel an Arbeitskräften den Jobmarkt auf den Kopf stellt. Es drohen die Abwanderung von Firmen und die Kürzung von Produktion sowie Dienstleistungen.

Doch inzwischen branden die demografischen Wellen längst an die Küsten der Staaten. Und trotzdem schieben die Regierungen dringend nötige Weichenstellungen weiter hinaus. In Deutschland wird die Lage mit Fixierung der Rentenhöhe sogar noch verschlimmert. Je länger mit strukturellen Reformen zur Eindämmung der Krise gewartet wird, desto stärker belastet das einseitig die Jüngeren und steigen die Staatsschulden. Wenig beruhigend ist, dass neben Deutschland Länder wie Polen, Italien, Frankreich und Japan noch tiefer in der Bredouille stecken.
Was tun? Die Industrieländerorganisation OECD hat in Modellrechnungen gezeigt, dass es noch Möglichkeiten gibt, die Demografiefolgen etwas einzugrenzen und den ansonsten zu erwartenden Wachstumseinbruch zu mildern: späterer Rentenbeginn, deutlich höhere Produktivität, stärkere Nutzung des bisher nicht ganz ausgenutzten Arbeitskräftepotenzials (weniger Teilzeitarbeit). Doch die Politik muss jetzt handeln – und konsequent agieren. Sonst hält es der Kraft der Demografiewellen nicht stand.