„Der Dollar hat an Attraktivität verloren“
Im Gespräch: Engin Eroglu
„Der Dollar hat an Attraktivität verloren“
Der Europaabgeordnete der Freien Wähler über die Stärkung der internationalen Rolle des Euro
fed Brüssel
Die Europäische Union hat nach Einschätzung des Europaabgeordneten Engin Eroglu gute Chancen, die internationale Rolle des Euro zu stärken. „Denn der Dollar hat wegen der steigenden Verschuldung der Vereinigten Staaten und den damit verbundenen Risiken an Attraktivität verloren“, erklärt das Mitglied des Wirtschafts- und Währungsausschusses des EU-Parlaments im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Zudem sei der chinesische Yuan noch meilenweit davon entfernt, um Dollar und Euro Konkurrenz zu machen. Eroglu hat ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklungen in der Volksrepublik, weil er Vorsitzender der Delegation des EU-Parlaments für die Beziehungen zu China ist.
„Aber wenn man die internationale Rolle des Euro stärken möchte, dann kommt es darauf an, dass man das intelligent tut“, unterstreicht der Hesse. Wichtig wäre es aus seiner Sicht, den europäischen Markt für Schuldtitel zu vertiefen. Dafür sei es allerdings nicht notwendig, dass Europa gemeinsam Schulden aufnehme. „Ganz im Gegenteil: Wir sollten unbedingt dabei bleiben, dass jeder einzelne EU-Staat für seine Verschuldung verantwortlich bleibt und haftet.“
Grundsätzlich mahnt Eroglu in diesem Zusammenhang Haushaltsdisziplin an. Die jüngste Entwicklung in den Vereinigten Staaten zeige doch eindrücklich, dass exzessive Staatsverschuldung Risiken herbeibeschwöre, sagt der EU-Abgeordnete und verweist auf die außergewöhnlichen Kursbewegungen am US-Anleihemarkt im Frühjahr.
Einheitliche Insolvenzregeln
Der EU-Parlamentarier hat statt gemeinsamer Kreditaufnahme ganz andere Dinge im Sinn, um Investments im Euroraum interessanter für internationale Investoren zu machen. „Ein entscheidender Schritt hin zu einem tieferen, attraktiveren europäischen Kapitalmarkt wäre die Vereinheitlichung der nationalen Insolvenzregeln.“ Denn das wäre die Voraussetzung dafür, dass Investoren Papiere vernünftig bündeln könnten, argumentiert der stellvertretende Bundesvorsitzende der Freien Wähler.
Leider diskutierten die Politiker in Europa seit sechs Jahren über ein einheitliches Insolvenzrecht – „und sind dabei keinen Millimeter vorangekommen“. Aber da sich derzeit viele eine stärkere internationale Rolle der gemeinsamen Währung wünschten, könnte nun Schwung in die Diskussion kommen, ist Eroglu zuversichtlich.
Euro als Abrechnungswährung
Eine weitere Möglichkeit, die globale Bedeutung des Euro zu stärken, erkennt der Europaabgeordnete in der Handelspolitik. Bei Handelsabkommen, beispielsweise jetzt bei der Vereinbarung mit den Mercosur-Staaten, sollte künftig fest verankert werden, dass der Euro die Handels- und Abrechnungswährung ist – und nicht mehr der Dollar. „Darauf sollten wir Europäer bei den Verhandlungen bestehen“, fordert Eroglu.
Und schließlich „brauchen wir mehr Finanzprodukte, die sichere Anleihen aus den EU-Staaten bündeln, damit Investoren ihr Geld in einem Produkt in Europa anlegen können“, ist er überzeugt.
Der EU-Abgeordnete erkennt gute Chancen für eine Stärkung der internationalen Rolle des Euro, etwa durch Festlegung des Euro als Abrechnungswährung in Handelsabkommen.