Deutsche Arbeitskosten steigen unterdurchschnittlich
Deutsche Arbeitskosten steigen unterdurchschnittlich
Tempoverlust im Euroraum setzt sich fort
ba Frankfurt
Der Lohndruck im Euroraum lässt immer weiter nach. Vor allem in der größten Euro-Volkswirtschaft Deutschland steigen die Arbeitskosten deutlich langsamer als im Durchschnitt. Dass allerdings die Lohnkosten im Dienstleistungsbereich, welche die EZB wegen der Auswirkungen auf die Inflation besonders im Blick hat, mit am stärksten zulegen, dürfte die Euro-Hüter betrüben.
Tempoverlust im Euroraum setzt sich fort
Laut des Statistikamts Eurostat erhöhten sich die Arbeitskosten je Stunde im gemeinsamen Währungsraum um 3,4% im Vergleich zum Vorjahr. Damit setzt sich der seit Anfang 2024 währende Dynamikverlust fort: In den beiden Vorquartalen waren die Arbeitskosten noch um 4,5% bzw. 3,8% gestiegen. Die Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen. Bezogen auf Wirtschaftszweige meldet Eurostat für die (vorwiegend) nichtgewerbliche Wirtschaft um 2,5% höhere Arbeitskosten im Euroraum. In der gewerblichen Wirtschaft gab es insgesamt ein Plus von 3,8%. Dabei legten die Arbeitskosten in der Industrie um 2,5% zu, im Baugewerbe um 4,7% und im Dienstleistungssektor um 4,3%.
Die Luxemburger Statistiker weisen für Deutschland einen Anstieg der Arbeitskosten von 2,5% aus – ein geringeres Plus verzeichneten nur Malta (1,5%) und Frankreich (2,0%). Die höchsten Anstiege gab es in Kroatien (13,5%) und Slowenien (11,9%). Während die Löhne sowie die Lohnnebenkosten im Euroraum gleichermaßen um 3,4% zulegten, kletterten die Löhne hierzulande um 2,8% und die Lohnnebenkosten um 1,7%.
Kräftigster Anstieg bei den Dienstleistern
In der kriselnden deutschen Bauwirtschaft haben sich die Aussichten wegen des Infrastrukturprogramms der Bundesregierung zwar aufgehellt, die Stimmung gemessen am Einkaufsmanagerindex hat sich im Mai aber erneut eingetrübt und der Personalabbau weiter beschleunigt. Dennoch haben hier die Arbeitskosten getrieben von den Lohnkosten um 3,8% zugelegt. In der schwächelnden Industrie, in der kräftig Stellen gekürzt werden, sanken die Arbeitskosten um 0,3% bei stagnierenden Löhnen. Die Arbeitskosten bei den Dienstleistern legten wegen der steigenden Gehälter um 3,9% zu.
Arbeit in Deutschland teuer
Auch wenn die Arbeitskosten zu Jahresbeginn erneut unterdurchschnittlich gestiegen sind, liegen sie in absoluten Zahlen auf hohem Niveau. Dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge sind es 43,30 Euro bei Dienstleistern und Industrie zusammen im Gesamtjahr 2024. Dies bedeutet Rang sieben unter den 27 EU-Mitgliedsländern. Der Durchschnitt liegt hier bei 33,50 Euro je geleisteter Arbeitsstunde. Die höchsten Arbeitskosten je Stunde wurden demnach in Luxemburg (55,20 Euro), Dänemark (50,10 Euro) und Belgien (48,20 Euro) fällig. Die niedrigsten Arbeitskosten meldet Destatis für Ungarn (14,10 Euro), Rumänien (12,50 Euro) und Bulgarien (10,60 Euro).