Deutsche Industrie drosselt Fertigung deutlich

Produktion sinkt unerwartet um 1,7 Prozent - Rückgang bei Investitionsgütern bereitet Sorgen

Deutsche Industrie drosselt Fertigung deutlich

ba Frankfurt – Eine erfolgreiche Woche sieht anders aus: Nach enttäuschend ausgefallenen Auftragseingängen für den Monat Oktober haben zu Quartalsbeginn auch die Produktionszahlen der schwächelnden deutschen Industrie erheblich unter den Erwartungen gelegen. Da kurzfristig keine Besserung in Sicht ist, steht für das vierte Quartal wohl eine Stagnation oder gar ein leichtes Schrumpfen der Wirtschaftsleistung in Deutschland bevor.Laut den vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) drosselten Industrie, Bau und Versorger zusammen im Oktober ihren Ausstoß im Monatsvergleich preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,7 %. Dies ist das kräftigste Minus in einem Monat seit April 2019 (-2,0 %) und Februar 2018 (-1,9 %). Ökonomen hatten mit einer Produktionsausweitung um 0,1 % gerechnet, nachdem die Fertigung im September um 0,6 % zurückgegangen war. Und auch im Jahresvergleich wurden sie auf dem falschen Fuß erwischt: Statt des vorausgesagten Minus von 3,6 % vermeldet Destatis einen Rückgang um 5,3 %. “Die Konjunkturschwäche in der Industrie hält an”, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium.Ausschlaggebend für den Rückgang war die geringere Fertigung im Bau (-2,8 %) und der Industrie im engeren Sinne (-1,7 %). Einzig die Energieerzeugung legte zu (+2,3 %). Innerhalb der Industrie nahm die Produktion von Vorleistungs- und Konsumgütern um 1,0 und 0,3 % zu. Dass die Fertigung von Investitionsgütern um 4,4 % gefallen ist, “macht einem fast schon Angst”, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.Das Zahlenwerk zeige, dass eine Rezession noch nicht abgehakt sei, und es verheiße auch für den Arbeitsmarkt nicht Gutes. Die Kurzarbeit steige bereits merklich an. “Man muss deshalb kein Prophet sein, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass die Arbeitslosenquote vermutlich steigen wird”, so Gitzel. Erst jüngst hatten etwa Audi und Daimler kräftige Stellenstreichungen angekündigt.Die Wirtschaft flirte im Schlussquartal weiter mit Stagnation und Schrumpfung, schließt ING-Deutschland-Chefökonom Carsten Brzeski aus den Daten. Er sieht die gesamte hiesige Industrie von den Handelskonflikten, den globalen Unsicherheiten und dem Umbruch in der Automobilindustrie im “Schwitzkasten” gefangen, aus dem nur schwer zu entkommen sei.Bantleon-Volkswirt Jörg Angele dagegen erwartet trotz der “für sich genommen desaströsen Zahlen” für Oktober eine deutliche Gegenbewegung im November. Erstens passe der starke Rückgang der Automobilproduktion (-5,6 %) nicht zu den vom Automobilverband VDA gemeldeten Zahlen. Zweitens scheine es Probleme mit der Saisonbereinigung zu geben. Seit dem vierten Quartal 2017 sei die Produktion in jedem ersten Monat eines Quartals gesunken. Dafür liege die Wahrscheinlichkeit aber nahe 0 %, und “in der Regel folgte im zweiten Monat des Quartals eine Gegenbewegung”. Und drittens passe ein starkes Minus der Industrieproduktion im laufenden Quartal nicht zum deutlich abgeschwächten Rückgang des Auftragseingangs.Verhalten optimistisch zeigte sich auch Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Eine Wende bei der Industrie und damit der gesamten deutschen Wirtschaft nach oben sei zwar weiter nicht in Sicht. Aber auch wenn die harten Daten bis zuletzt schwach blieben, mache die sich andeutende Stabilisierung der Stimmungsindikatoren zumindest etwas Hoffnung. – Wertberichtigt Seite 6