Deutsche Inflation zieht im Dezember spürbar an

Im Jahresmittel schwächt sich die Teuerung aber ab

Deutsche Inflation zieht im Dezember spürbar an

ms Frankfurt – Die Inflation in Deutschland hat sich zum Jahresende 2019 merklich beschleunigt – und sogar etwas stärker als erwartet. Ein nachhaltig wachsender, starker Preisdruck zeichnet sich aber auch in der größten Volkswirtschaft der Eurozone bislang nicht ab – womit auch auf Euro-Ebene das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) vorerst außer Reichweite bleiben dürfte. Die Euro-Hüter dürften entsprechend vorsichtig bleiben und absehbar an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten.Die Teuerung in Deutschland lag – gemessen an dem für EU-Zwecke berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – laut erster Schätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Dezember bei 1,5 %. Das ist der höchste Wert seit Juni. Im November hatte das Plus bei 1,2 % gelegen. Volkswirte hatten im Mittel nun 1,4 % erwartet. Die EZB strebt indes eine Inflationsrate von mittelfristig unter, aber nahe 2 % an.Die EZB kämpft seit Jahren gegen eine aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation. Erst im September hatte sie ihre bereits sehr expansive Geldpolitik weiter gelockert – inklusive einer Neuauflage der breiten Nettoanleihekäufe (Quantitative Easing, QE). Vor allem in Deutschland ist diese Politik extrem umstritten, aber sogar innerhalb der Notenbank nimmt die Diskussion über einen schwindenden Effekt dieser Politik bei steigenden negativen Nebenwirkungen zu. Preise für Waren steigenDer Inflationsanstieg in Deutschland im Dezember ging nun zu einem Großteil darauf zurück, dass anders als in den Vormonaten die Energie- und Kraftstoffpreise die Inflation kaum noch dämpften. Das lag insbesondere daran, dass der Ölpreis Ende 2018 recht niedrig war und sich in der Zwischenzeit erholt hat. Dieser Effekt dürfte sich aber in den nächsten Monaten wieder verflüchtigen, weswegen Sebastian Wanke von der KfW Bankengruppe den Inflationsanstieg im Dezember am Freitag als “Strohfeuer” bezeichnete. Mitte 2020 könne die Teuerungsrate gar wieder unter 1 % fallen, sagte er.Bemerkenswert ist allerdings, dass der Anstieg zum Jahresende auch auf ein deutliches Anziehen der Preise für Waren zurückging. Das Plus lag auf Jahressicht nun bei 1,2 % – nach 0,1 % im November. Das könnte auf das Weihnachtsgeschäft zurückgehen, in dem Einzelhändler und Produzenten versucht haben könnten, die Zeit für höhere Preise zu nutzen. Es könnte aber auch mehr dahinter stecken und “ein erstes Zeichen sein, dass die Inflation nicht ganz tot ist”, wie es Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, formulierte.Stärker als erwartet zog die Inflation im Dezember auch in Frankreich an, wie das nationale Statistikamt Insee am Freitag mitteilte. Das Plus beim HVPI lag demnach bei 1,6 % und damit 0,4 Prozentpunkte höher als im November und 0,2 Prozentpunkte oberhalb der Erwartungen der Volkswirte. Eine erste Schätzung für den Euroraum als Ganzes legt Eurostat am Dienstag vor. Ökonomen erwarten im Mittel einen Anstieg von zuvor 1,0 % auf 1,3 %.Im Jahresdurchschnitt gab die Teuerung in Deutschland im Jahr 2019 aber deutlich nach. Das Plus betrug laut Destatis 1,4 %, nachdem es 2018 bei 1,9 % gelegen hatte. Für die Verbraucher bedeutet eine niedrige Teuerung tendenziell mehr Kaufkraft. Die EZB aber fürchtet um ihre Glaubwürdigkeit beim Erreichen des selbst gesetzten Inflationsziels.