Deutscher Arbeitsmarkt zeigt erste Schwächen

Zahl der Erwerbslosen erhöht sich im August um 44 000 - Quote steigt um 0,1 auf 5,1 Prozent

Deutscher Arbeitsmarkt zeigt erste Schwächen

arp Frankfurt – Befürchtungen, dass die konjunkturelle Abkühlung auch auf den Arbeitsmarkt durchschlägt, haben sich bewahrheitet. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im August um 44 000 Personen und erreicht jetzt 2 319 000, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mitteilte.Ein überaus robuster Arbeitsmarkt mit historisch niedrigen Beschäftigungslosenzahlen war bislang eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur. Noch im zurückliegenden zweiten Quartal, in dem die heimische Wirtschaftsleistung um 0,1 % schrumpfte, leistete der private Konsum einen positiven Wachstumsbeitrag. Der Aufschwung ist vorbei”Der längste Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt seit 50 Jahren geht offenbar zu Ende”, beurteilte Dominik Groll vom Kieler Institut für Weltwirtschaft den jüngsten Bericht der BA. Denn die Arbeitslosigkeit sei den vierten Monat in Folge nicht mehr gesunken. Zuletzt sei dies im Juli 2013, also gegen Ende der europäischen Staatsschuldenkrise, der Fall gewesen. Die Erwerbstätigkeit stieg zuletzt zwar weiterhin, der Beschäftigungsaufbau hat sich in den vergangenen Monaten jedoch stark verlangsamt, so Groll.Er merkt zudem an, dass die Zahl der offenen Stellen seit April sinke. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe lässt Unternehmensbefragungen zufolge die Nachfrage nach Arbeitskräften deutlich nach. In diesem Bereich liegt die Achillesferse der stark exportorientierten deutschen Industrie in Zeiten von Handelskonflikten und einem drohenden harten Brexit. Groll geht daher davon aus, dass der Tiefpunkt der Arbeitslosigkeit in Deutschland durchschritten ist und die Arbeitslosenquote nun zunehmen wird.Werden Saisonbereinigungen außer Acht gelassen, handelt es sich um die schlechteste Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes seit der Wiedervereinigung, stellt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, fest. Die Entwicklung gebe den Ängsten vor einer Rezession in der größten Volkswirtschaft der Eurozone neue Nahrung. Besonders betroffen sieht er das verarbeitende Gewerbe, wo Pläne für Neueinstellungen bereits seit Monaten heruntergefahren werden und die Beschäftigungsperspektiven auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang 2010 angelangt sind.Ganz so pessimistisch gibt sich Detlef Scheele, der Vorstandsvorsitzende der BA, indes nicht. Er bezeichnet den Arbeitsmarkt “alles in allem” als “robust”. Zwar hätten Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung im August zugenommen, aber das Beschäftigungswachstum halte an, auch wenn es an Schwung verliere und die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Mitarbeitern, wenn auch auf hohem Niveau, erneut zurückgehe. Scheele räumt aber auch ein: “Die konjunkturelle Schwächephase hinterlässt auch am Arbeitsmarkt leichte Spuren.”Den Anstieg der Arbeitslosenzahl um saisonbereinigt 4 000 Personen führt die BA aber allein auf die “konjunkturelle Eintrübung” zurück. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat ergibt sich noch ein positives Bild. Es waren 31 000 Menschen weniger arbeitslos gemeldet. Aber auch die Unterbeschäftigung, die auch Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, legt wieder zu. Saisonbereinigt waren es im August 3 203 000 Personen, 3 000 mehr als noch im Juli, aber 29 000 weniger als im gleichen Monat des Vorjahres.Derweil lässt die Nachfrage nach Arbeitskräften nach. Im August waren der BA 795 000 Arbeitsstellen gemeldet worden, 33 000 weniger als noch vor einem Jahr und saisonbereinigt 8 000 weniger als noch im Juli. Indikator KurzarbeitDie Zahl der Kurzarbeiter, ebenfalls ein guter Indikator für die Stärke des Arbeitsmarktes, liegt ebenfalls höher als noch vor einem Jahr. Im Juni, das sind die letzten verfügbaren Daten, betrug sie 45 000 nach 16 000 im Vorjahr. Das ist freilich deutlich weniger als im Krisenzeitraum 2008/2009, als sich die Zahl der Kurzarbeiter hierzulande auf mehr als 1,5 Millionen belief.