"Deutschland ist der größte Profiteur des Euro"

Italien und Frankreich verlieren - Cep-Studie zu Effekten der Gemeinschaftswährung auf Wohlstand - Strukturreformen empfohlen

"Deutschland ist der größte Profiteur des Euro"

wf Berlin – Deutschland hat von der Einführung des Euro am meisten profitiert, Frankreich und Italien gehören dagegen zur den Verlierern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Denkfabrik Cep. Acht europäische Länder haben die Autoren der Studie, Matthias Kullas und Alessandro Gasparotti, darauf hin untersucht, wie hoch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf gewesen wäre, wenn der Staat den Euro nicht eingeführt hätte. Neben den drei genannten Ländern haben die Wissenschaftler die Niederlande, Belgien, Spanien, Griechenland und Portugal unter die Lupe genommen. Auch Niederlande positivDeutschland hat demnach von 1999 bis 2017 insgesamt 1,89 Bill. Euro an BIP durch die Euro-Einführung hinzugewonnen. Pro Kopf sind dies 23 116 Euro. Nur die Niederlande erzielten ebenfalls einen deutlich positiven Wert mit einem Plus von kumuliert 346 Mrd. Euro oder 21 003 Euro pro Kopf. Die übrigen Länder, bis auf Griechenland, kommen auf negative Effekte: Italien büßte in der Periode mit 4 325 Mrd. Euro oder 73 605 Euro pro Kopf am meisten ein. Frankreich verlor 3 591 Mrd. Euro oder 55 996 Euro pro Kopf. “Italien und Frankreich haben keine Möglichkeit gefunden, wettbewerbsfähiger zu werden”, sagt Kullas vor der Presse in Berlin. Vor der Euro-Einführung hätten die Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Abwertung ihrer Währungen gesichert. Dieser Weg war seit der Gemeinschaftswährung verwehrt. Kullas konzedierte, dass es sehr schwer sei, Strukturreformen umzusetzen. Zugleich macht er den Ländern Mut: Strukturreformen wirkten. Positives Beispiel sei Spanien. Strukturreformen zahlten sich dort aus. Seit 2015 verringere sich der negative Effekt wieder. Bis 2010 wies das BIP Spaniens pro Kopf laut Studie jährlich positiven Salden auf. Seit 2011 habe der Euro-Beitritt zu Wohlstandsverlusten geführt. 2014 sank das BIP pro Kopf bis auf negative 2 428 Euro. Nach Strukturreformen hat es sich von 2015 an wieder verringert und lag 2017 nur noch bei 1 448 Euro pro Kopf. Griechenland noch im PlusIn Griechenland hat der Euro-Beitritt der Studie zufolge zwischen 2001 und 2010 zu sehr hohen Wohlstandsgewinnen geführt. Nachdem 2009 die Blase geplatzt sei, wendete sich Kullas zufolge das Blatt. Wegen der hohen Wohlstandsgewinne in den Anfangsjahren sei die kumulierte Gesamtbilanz für Griechenland aber immer noch positiv: plus 2 Mrd. Euro beim BIP und 190 Euro pro Kopf. Griechenland benötige dringend Strukturreformen, damit dies mittelfristig so bleibe, betonte Kullas. Die positive Bilanz für Deutschland führt das Cep darauf zurück, dass viele Investoren das Land von 2011 an als sicheren Hafen angesehen haben und viel Geld zugeflossen sei. Zudem hätte Deutschland ohne Euro seine Währung zu Lasten der Exporte deutlich aufwerten müssen.Die Wissenschaftler des Cep haben sich bei der Studie auf acht Euro-Länder beschränkt. Bei den untersuchten Ländern handelt es sich um solche, bei denen EU-Beitritt und Euro-Einführung zeitlich so weit auseinanderliegen, dass die wirtschaftlichen Effekte beim Euro nicht durch den Beitritt zum Binnenmarkt verzerrt werden. Für Irland und Luxemburg habe kein ausreichendes Datenmaterial vorgelegen, hieß es. Wie sich das BIP ohne Euro-Einführungen entwickelt hätte, rechnete das Cep anhand einer Kontrollgruppe von Nicht-Euro-Ländern hoch, die in den Jahren vor der Euro-Einführung eine ähnliche wirtschaftliche Entwicklung hatten. Zur Kontrollgruppe gehörten u. a. Australien, Japan, Schweden und die Schweiz.