Eurokonjunktur

Deutschland zieht Konjunkturstimmung in Europa runter

Außerhalb von Deutschland zeigt sich die konjunkturelle Erholung immer deutlicher, wie die neuen Einkaufsmanagerumfrage zeigt. Das Kernland der Eurozone kann davon aber kaum profitieren und fällt weiter zurück.

Deutschland zieht Konjunkturstimmung in Europa runter

Deutschland zieht Eurokonjunktur runter

Starke Stimmungsaufhellung in Spanien und Frankreich – Mehr Aufträge

lz Frankfurt

Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone hat sich im August etwas stärker aufgehellt als zunächst ermittelt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) von S&P Global stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,9 Punkte auf 50,7 Punkte, wie die Ratingagentur S&P in einer zweiten Schätzung mitteilte. Dies ist der höchste Stand seit 38 Monaten. Volkswirte hatten mit einer Bestätigung der Erstschätzung in Höhe von 50,5 Punkten gerechnet. Der Stimmungsindikator liegt damit über der Schwelle von 50 Punkten, ab der er eine zunehmende wirtschaftliche Aktivität signalisiert.

Der gestiegene Auftragszuwachs ist aber noch weit entfernt, dass er Kapazitätsprobleme mit sich bringen würde. Denn unterm Strich nahm der Auftragsbestand zunächst weiter ab. Die Beschäftigung sank so langsam wie selten zuvor seit Beginn des Jobabbaus vor 27 Monaten. Zugleich legten aber die Einkaufspreise erstmals seit fünf Monaten wieder geringfügig zu.

„Die Konjunkturerholung im Verarbeitenden Gewerbe gewinnt an Breite, denn in sechs der acht von den PMI-Umfragen erfassten Länder wächst die Industrie, während das im Vormonat nur in vier Staaten der Fall war“, schrieb Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Im Ergebnis habe der PMI für die Eurozone das erste Mal seit Mitte 2022 die Expansionsschwelle überschritten, vor allem weil die Unternehmen ihre Produktion beschleunigt hochgefahren haben.

Neue Wachstumssignale

Mit Ausnahme von Deutschland signalisiert der Indikator nun für alle großen Volkswirtschaften der Eurozone Wachstum. Die erste Schätzung für Deutschland wurde sogar minimal nach unten korrigiert, während die Industriestimmung in Frankreich und Spanien überraschend stark anzog. Unter den großen Ländern hat derzeit Spanien den höchsten Wert.

Die jüngsten Umfrageergebnisse zum deutschen Einkaufsmanagerindex zeigen stärkere Zuwächse bei den Auftragseingängen sowie bei der Fertigung, wobei Letztere so deutlich ausgeweitet wurde wie seit nahezu dreieinhalb Jahren nicht mehr. Dessen ungeachtet ging die Beschäftigung in den befragten Unternehmen nicht nur erneut zurück, sondern auch schneller als zuletzt. Einkaufsmenge und Lagerbestände nahmen ebenfalls weiter ab und der Geschäftsausblick fiel etwas weniger optimistisch aus als im Vormonat. An der Preisfront hielt der Abwärtstrend an, sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufspreise sanken abermals, Letztere sogar so kräftig wie seit sechs Monaten nicht mehr.

Erholung „bleibt fragil“

„Die Erholung bleibt aber fragil“, fuhr de la Rubia fort. So werden die Lagerbestände dem Fachmann zufolge weiter abgebaut und der leicht beschleunigte Rückgang der Auftragsbestände zeige, dass die Unternehmen weiterhin verunsichert seien. Das ist laut de la Rubia angesichts der US-Zollpolitik und den geopolitischen Verwerfungen nicht weiter verwunderlich. „Wir sehen die Tatsache, dass in diesem Umfeld die Produktion hochgefahren wird und mehr Aufträge registriert werden als ein Zeichen der Resilienz“, resümierte der Experte.