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Die Schweiz steuert auf Rückkehr der Negativzinsen zu

Die Zollpolitik des US-Präsidenten besorgt Notenbanken weltweit. Die Konsequenzen für die Geldpolitik können jedoch recht unterschiedlich ausfallen, wie ein Blick auf die jüngsten Zinsentscheide zeigt.

Die Schweiz steuert auf Rückkehr der Negativzinsen zu

Schweiz steuert auf Negativzinsen zu

Große Uneinigkeit unter Gouverneuren der Fed – Bank of England verlängert Pause

mpi Frankfurt

Deflationssorgen und der starke Franken haben die Schweizerische Nationalbank (SNB) dazu veranlasst, den Leitzins auf 0% zu senken. Eine Rückkehr zu einem negativen Leitzins im September schloss SNB-Präsident Martin Schlegel explizit nicht aus, verwies jedoch wegen der negativen wirtschaftlichen Konsequenzen auf hohe Hürden für diesen Schritt. Ob es dazu kommt, dürfte wesentlich von der weiteren Entwicklung im Zollkonflikt abhängen, die in der Schweiz den Inflationsdruck senkt. Im Mai waren die Verbraucherpreise um 0,1% gefallen.

Auch ohne weitere Lockerung der Geldpolitik ist eine negative Verzinsung für die Finanzmärkte bereits Realität. Geschäftsbanken, deren Reserven bei der SNB das 18-fache der Mindestanforderung überschreiten, erhalten eine negative Verzinsung. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, erwartet, dass dies dazu führen wird, dass in den kommenden Wochen auch der Zinssatz, zu dem sich Banken über Nacht Geld leihen, ins leicht Negative rutscht. Die Verzinsung zweijähriger Schweizer Bonds ist bereits negativ. Grund dafür ist das gesunkene Vertrauen der Anleger in den Dollar und in US-Staatsanleihen.

Große Uneinigkeit bei der Fed

Anders als von US-Präsident Donald Trump vehement gefordert, hat die Fed auf eine Zinssenkung verzichtet. Überraschend erwarten die Notenbanker im Median aber weiterhin zwei Lockerungen in diesem Jahr, dafür aber nur noch eine für 2026. Ein genauer Blick zeigt jedoch die große Uneinigkeit zwischen den Mitgliedern des Offenmarktausschusses (FOMC). Gleich sieben Gouverneure gehen von keiner Zinssenkung der Fed in diesem Jahr aus. Zwei rechnen hingegen mit einer, acht mit zwei Lockerungen und zwei weitere mit drei Zinssenkungen bis Dezember.

Die Notenbanker sind sich uneins, wie sich die US-Zollpolitik letztendlich auf Inflation und Arbeitsmarkt auswirken wird. Im Median erwarten sie nun eine etwas höhere Inflation und Arbeitslosigkeit sowie ein geringeres Wirtschaftswachstum.

Bank of England verzichtet auf Lockerung

Das geldpolitische Komitee der Bank of England (BoE) hat sich wiederum mit sechs zu drei Stimmen für eine Verlängerung der Zinspause entschieden. Die Gegenstimmen waren für eine Zinssenkung. Die Mehrheit hat jedoch angesichts der hartnäckig hohen Inflation einen restriktiveren Kurs befürwortet. Die Teuerung in Großbritannien lag im Mai bei 3,4%.

Im Protokoll der Sitzung heißt es, dass die Notenbank eine Abkühlung am Arbeitsmarkt beobachtet. Dies könnte zu moderateren Lohnerhöhungen führen, was den Inflationsdruck senkt. Für die Finanzmärkte ist eine Zinssenkung der BoE im August wahrscheinlicher geworden.

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