Energiesektor treibt Industrieproduktion

Deutscher Output steigt im April stärker als erwartet

Energiesektor treibt Industrieproduktion

ba Frankfurt – Das produzierende Gewerbe in Deutschland hat vor allem wegen eines kräftigen Zuwachses im Energiesektor die Produktion im April stärker hochgefahren als prognostiziert. Und dies trotz der schwächer als erwartet ausgefallenen Auftragseingänge.Vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zufolge lag der Output preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigt 0,8 % über dem Niveau des Vormonats. Ökonomen hatten nur ein Plus von 0,5 % auf der Rechnung und werteten die Daten als Beleg für einen ordentlichen Start der Industrie ins zweite Quartal. Zudem revidierte Destatis den Produktionsrückgang vom März auf – 0,1 % von – 0,4 % nach oben. Damit lag der April-Wert “immerhin 1,4 % über dem Durchschnitt des ersten Quartals”, was auf ein ordentliches Wachstum der Wirtschaft im zweiten Quartal hoffen lasse, urteilt Ralph Solveen von der Commerzbank. Allerdings dürfte das Wirtschaftswachstum etwas schwächer sein als im ersten Quartal mit + 0,6 %. Angesichts der zuletzt weniger dynamisch ausgefallenen Auftragszahlen erwarten Ökonomen keinen weiteren spürbaren Anstieg der Produktion. Im April ging die Orderzahl laut Destatis vor allem wegen einer schwächeren Auslandsnachfrage um 2,1 % im Vergleich zum Vormonat zurück (vgl. BZ vom 8. Juni).Bankvolkswirte verweisen mit Blick auf die künftige Entwicklung vor allem darauf, dass das Outputwachstum im April zur Hälfte auf ein kräftiges Plus bei der sehr schwankungsanfälligen Energieproduktion zurückzuführen ist. Solveen erwartet daher im Mai in diesem Bereich eine kräftige Gegenbewegung nach unten.Die Industrie im engeren Sinne produzierte im April 0,4 % mehr als im März, wobei Hersteller von Investitionsgütern (+ 0,3 %) und Vorleistungsgütern (+ 1,0 %) ihre Leistung hochfuhren, die Hersteller von Konsumgütern sie allerdings um 0,7 % drosselten. Die Bauproduktion fiel um 0,1 %, dies allerdings nach zwei Monaten mit Produktionssteigerungen. Laut Bundeswirtschaftsministerium fiel der in der Regel aussagekräftigere Zweimonatsvergleich (März/April gegen Januar/Februar) ebenfalls positiv aus: Die Erzeugung im produzierenden Gewerbe kletterte in dieser Abgrenzung um 1,3 %, wobei die Industrieproduktion um 0,9 % und die Bauproduktion um 5,6 % zulegte. “Die solide Auftrags- und Umsatzentwicklung sowie das ausgezeichnete Geschäftsklima sprechen für eine Fortsetzung des Aufschwungs, sowohl in der Industrie als auch im Baugewerbe”, teilte das Ministerium weiter mit. Ostern wirkt nachDas Wichtigste an den Daten sei der erneute Anstieg der Industrieproduktion im engeren Sinne – es war der vierte in Folge -, und das Wachstum von kumuliert 3,5 % seit Ende 2016 sei “eine beeindruckende Leistung”, sagt Andreas Rees, Chefökonom der Unicredit. Das angesichts der anziehenden globalen Konjunktur nur magere Monatsplus führt er auf die Lage der Ostertage zurück – ein Faktor, der bei der Bereinigung um saisonale und Arbeitstageeffekte nicht restlos ausgemerzt werden könne. Das Wachstum im April hätte demzufolge höher ausfallen müssen, und wenn es wahr wäre, so Rees, wäre dies eine gute Nachricht für die Industrieaktivität im Mai, denn einige Impulse müssten sich dann in diesem Monat auswirken.Der Aufschwung hierzulande scheine unverwüstlich, insbesondere sei die Binnennachfrage ein unerschöpflicher Wachstumstreiber, analysiert ING-DiBa-Chefökonom Carsten Brzeski. Das einzige fehlende Glied für weiteres Wachstum seien die Investitionen, die in den vergangenen Jahren relativ schwach ausgefallen seien. Es gebe aber zunehmend Hinweise, dass im Verlauf des Jahres auch die Investitionen wieder anzögen. Zwei aufeinanderfolgende Monate mit steigenden Auftragseingängen in Verbindung mit zunehmenden Stimmungsindikatoren seien ein guter Anfang, meint Rees.