Exportschwäche belastet Konjunktur

Bruttoinlandsprodukt geht im zweiten Quartal um 0,1 Prozent zurück - KfW kappt Wachstumsprognose

Exportschwäche belastet Konjunktur

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 0,1 % geschrumpft. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Dienstag eine erste Schnellschätzung. Die Ursache liegt beim Export, während der private Konsum leicht zulegte. Derweil schraubte die KfW ihre Konjunkturerwartungen deutlich herunter.arp Frankfurt – Die deutsche Wirtschaft ist im zurückliegenden zweiten Quartal geschrumpft. Das Statistische Bundesamt Destatis bestätigte am Dienstag seine erste Schnellmeldung von Mitte August, wonach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Monaten April bis Juni real, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 % zurückgegangen ist. Damit macht die deutsche Wirtschaft den ersten Schritt in Richtung einer technischen Rezession, die mit zurückgehender Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen definiert wird. Schlechte AussichtenDass sich die Lage im laufenden dritten Quartal bessert, kann bezweifelt werden, denn Frühindikatoren zeichnen ein düsteres Bild der aktuellen Lage. So fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex im August auf den niedrigsten Stand seit knapp sieben Jahren (vgl. BZ vom 27. August).Als Grund für den Rückgang macht Destatis in erster Linie die außenwirtschaftliche Situation der stark exportabhängigen Wirtschaft aus. So sanken die Exporte im Quartalsvergleich mit 1,3 % deutlich stärker als die Importe, die um 0,3 % zurückgingen. Im Binnenland sieht es derweil noch besser aus. Verglichen mit dem ersten Quartal stiegen die privaten Konsumausgaben um 0,1 %. Noch deutlicher steigerte der Staat seine Konsumausgaben, die 0,5 % höher ausfielen.Wie Destatis außerdem mitteilte, legten auch die weiteren Investitionen zu. So wurde in Ausrüstungen 0,6 % und in sonstige Anlagen 1,0 % mehr investiert als noch im Vorjahresquartal. Lediglich die Bauinvestitionen waren mit -1,0 % rückläufig. Die Statistiker erklären sich das mit der milden Witterung zu Jahresbeginn. So waren die Bauinvestitionen im ersten Quartal mit 2,5 % relativ deutlich gestiegen.Im Vergleich mit dem Vorjahr ergibt sich beim BIP im zweiten Quartal eine Stagnation. Allerdings hatte das Berichtsquartal einen Arbeitstag weniger als 2018, so dass sich bereinigt um den Kalendereffekt ein Plus von 0,4 % ergibt. Besser sah es noch im ersten Quartal aus, in dem das BIP noch um 0,4 % zulegte und auch im Vorjahresvergleich zugelegt hatte.”Das Minus bei den Exporten sollte als wirtschaftliches Blaulicht verstanden werden. Darin manifestieren sich die Handelskonflikte. Die schwachen Ausfuhren sind der Brandherd, der nun droht, auf die Binnenwirtschaft überzuspringen”, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank Group, die Entwicklung. Denn im Vergleich zum Vorjahresquartal zeige sich bereits eine nachlassende Investitionsdynamik.Für Stefan Schneider, den Chefvolkswirt für Deutschland bei der Deutschen Bank, bestätigen die Details zum BIP-Wachstum im zweiten Quartal das Bild einer zweigeteilten Wirtschaft: Einer zulegenden Binnennachfrage stehe ein “negativer Wachstumsbeitrag des Außenhandels in gleicher Größenordnung” gegenüber. Ökonom: Zu früh für Panik”Noch ist es zu früh, Panik zu schieben. Es gibt noch gar keine harten Daten für das dritte Quartal, aber die Wahrscheinlichkeit für eine (technische) Rezession oder zumindest eine fortdauernde Stagnation ist deutlich gestiegen”, sagte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland.Die KfW hat derweil ihre Konjunkturprognose deutlich nach unten korrigiert. Für das laufende Jahr rechnet die Bank nur noch mit einem BIP-Wachstum von 0,4 % und im nächsten Jahr mit einem Wachstum von 0,6 %. Zuvor war die KfW noch von einem Wachstum von 0,8 % in diesem und 1,8 % im nächsten Jahr ausgegangen.Ebenfalls gestern stellte Destatis die alle fünf Jahre erfolgende “Generalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen” vor. So werden die Konsumausgaben jetzt neu berechnet und der öffentlich-rechtliche Rundfunk den Staatsausgaben zugeteilt. Auch werden Erlöse aus der Versteigerung von Mobilfunklizenzen jetzt nicht einmalig, sondern über den gesamten Nutzungszeitraum der Netzbetreiber verteilt gebucht. Direkte Auswirkungen auf das generelle konjunkturelle Bild hat die Revision zwar nicht, doch ergeben sich Auswirkungen auf die so genannte Schuldenbremse oder die Erfüllung der Maastricht-Kriterien in der Eurozone. Das nominale BIP fällt nach der Revision über den gesamten Zeitraum von 1991 bis 2018 um durchschnittlich 0,4 % niedriger aus. Schulden und Defizite werden in Relation zum BIP gesetzt.