Geldpolitik

EZB und Fed bremsen Zinsfantasien der Anleger aus

Fed und EZB dämpfen die Erwartungen der Anleger an eine Zinssenkung zum Jahresende. Anders sieht die Lage in Japan aus, wo kurz vor Weihnachten eine Zinserhöhung anstehen könnte.

EZB und Fed bremsen Zinsfantasien der Anleger aus

Notenbanken bremsen Zinsfantasien der Anleger aus

Fed lockert um 25 Basispunkte, EZB hält Sätze konstant – Zinssenkungen im Dezember unwahrscheinlicher

mpi Frankfurt

Die EZB verlängert ihre Zinspause und vermeidet Signale, dass im Dezember eine Lockerung der Geldpolitik anstehen könnte. Stattdessen betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag auf der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid, dass die Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum der Eurozone abgenommen hätten. Als Begründung führte sie unter anderem die jüngste Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China an.

Wenige Stunden vor dem Zinsentscheid der EZB hatte die Statistikbehörde Eurostat zudem das Wirtschaftswachstum der Eurozone im dritten Quartal bekanntgegeben. Saisonbereinigt legte das BIP real um 0,2% zum Vorquartal zu. Ökonomen hatten im Schnitt nur mit 0,1% gerechnet. Eine besser laufende Konjunktur reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung, da sie tendenziell mit mehr Inflation einhergeht. Auch wenn Lagarde die Auf- und Abwärtsrisiken für die Teuerung als ausgeglichen bezeichnete, sorgen sich derzeit mehr EZB-Räte vor einer mittelfristig unerwünscht niedrigen Inflation als einer zu hohen.

Zinssenkungen im Dezember unwahrscheinlicher

Eine Zinssenkung der EZB im Dezember scheint dennoch unwahrscheinlicher geworden zu sein. „Auch auf mehrere Nachfragen von Journalisten wollte die Notenbankpräsidentin keinen Fall nennen, der die EZB zu weiteren geldpolitischen Lockerungen veranlassen würde“, sagte Daniel Hartmann, Chefökonom des Vermögensverwalters Bantleon.

Einen noch stärkeren Dämpfer für Zinssenkungsspekulationen als in der Eurozone gab es in den USA. Hier senkte die Fed am Mittwochabend deutscher Zeit zwar wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte. Fed-Chef Jerome Powell erteilte jedoch der bis dahin existierenden Markterwartungen an eine quasi sichere weitere Lockerung im Dezember eine klare Absage. Dies sei „keine ausgemachte Sache“. Zudem betonte er, dass die Einschätzungen zur adäquaten weiteren Geldpolitik stark auseinandergingen im Offenmarktausschuss der US-Notenbank.

Dissens bei Fed und Bank of Japan

Anders als die EZB hat die Fed bereits ihren aktuellen Zinsentscheid nicht einstimmig getroffen. Der von US-Präsident Donald Trump ins Amt berufene Stephen Miran votierte für eine Lockerung um 50 Basispunkte. Jeffrey Schmid, Präsident des Fed-Ablegers in Kansas City, hätte dagegen bereits jetzt lieber einen konstanten Leitzins in den USA gesehen.

Zu einer längeren Zinspause entschloss sich am Donnerstag die Bank of Japan (BoJ). Doch auch hier gab es Dissens in der Notenbank. Zwei der neun Führungsmitglieder stimmten angesichts der erhöhten Inflation in Japan für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte. Diese könnte womöglich im Dezember anstehen. Bis dahin erhoffen sich die Währungshüter mehr Informationen zur Lohnentwicklung.

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Kommentar zur Zinsentscheidung der US-Notenbank