IAB-Chef Fitzenberger dringt auf mehr Weiterbildung
IAB-Chef dringt auf mehr Weiterbildung
Fitzenberger verweist auf alterungsbedingten Fachkräftemangel und KI-Transformation
lz Frankfurt
Der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Bernd Fitzenberger, hat mehr Anstrengungen bei der Weiterbildung gefordert. In einem von der Industrieländerorganisation OECD veranstalteten Gespräch verwies er zum einen auf die eingetrübte Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt, zum anderen mit Blick auf KI, Automatisierung, Migration und Alterung auf den Wegfall von Fachkräften und die laufende Transformation der Berufsfelder.
Industrie verliert Jobs
Unlängst hatte sein Forschungsleiter Enzo Weber dargelegt, dass die deutsche Industrie aktuell mehr als 10.000 Jobs im Monat verliert. Und aus Altersgründen würden über die nächsten 15 Jahre rund 7 Millionen Erwerbstätige in den Ruhestand abwandern. Er betonte in diesem Zusammenhang die wachsenden Möglichkeiten von KI, was einen Teil der wegfallenden Fachkräfte kompensieren könnte. Allerdings müssten viele Arbeitskräfte damit auch neue Qualifikationen herausbilden. Weber: „KI kann Wohlstand erhöhen, aber um Fachkräfte und Qualifizierung müssen wir uns selbst kümmern.“
Fitzenberger mahnte nun die Unternehmen, die Weiterbildung verstärkt in den Blick zu nehmen. Viele Firmen würden in konjunkturellen guten Zeiten dahingehend keine Anstrengungen unternehmen, in schwachen Produktionszeiten aber sei ihnen unklar, in welche Richtung die Weiterbildung stattfinden müsse.
Skepsis beim Sparziel
Fitzenberger warnte die Politik auch davor, bei den aktuell erwogenen Reformen stets nur auf schnelle Erfolge zu setzen. Entscheidend sei, dass die Reformen vor Ort auch zügig umgesetzt werden könnten. Das sei bei der letzten Reform des Bürgergeldes nicht der Fall gewesen. Viele Jobcenter seien damals überfordert gewesen. Angesichts jüngster Überlegungen zu einer neuerlichen Reform verwies Fitzenberger auf die komplexe Lage auf diesem Feld. Viele Bürgergeldempfänger würden enorme Vermittlungshemmnisse bis hin zur fehlenden, notwendigen sozialpädagogischen Betreuung aufweisen. Letztendlich könne es dabei nur um eine neue Balance zwischen Fordern und Fördern gehen.

Auch die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, zeigte sich dieser Tage skeptisch, ob das beim Bürgergeld avisierte ein Sparziel von 1,5 Mrd. Euro pro Jahr tatsächlich erreicht werden kann. Dafür müssten 100.000 Empfänger komplett aus dem System ausscheiden, sagte sie. Zudem könne nicht jeder Bürgergeldempfänger, der in Arbeit vermittelt werde, komplett auf staatliche Leistungen verzichten. Viele von ihnen seien sogenannte Aufstocker.
„Arbeitsmarkt diverser“
Fitzenberger gab sich mit Blick in die Vergangenheit zuversichtlich, dass Deutschland die Transformation hinbekommt, nachdem früher schon viele Herausforderungen gemeistert worden seien. Für besonders erfolgreich hält er die Entwicklung der Erwerbsbeteiligung. Die Erwerbsquote in Deutschland sei stetig angestiegen, obendrein sei der Arbeitsmarkt auch „diverser geworden“.