Ifo-Index deutet Bodenbildung an

Konjunkturbarometer stagniert im Oktober - EZB-Beobachter senken Prognosen für Euroraum

Ifo-Index deutet Bodenbildung an

Die Rezessionsgefahr ist für die deutsche Wirtschaft noch nicht gebannt, allerdings gibt der im Oktober unverändert gebliebene Ifo-Geschäftsklimaindex Hoffnung auf eine baldige Bodenbildung. Die Unternehmenslenker haben die Aussichten besser, die aktuelle Lage aber schwächer beurteilt als zuvor.ba Frankfurt – Nach monatelang hauptsächlich schlechten Nachrichten für die deutsche Wirtschaft hält der Oktober doch einige positive Neuigkeiten parat. Neben den Entspannungssignalen im US-chinesischen Handelsstreit werteten es Ökonomen schon als gutes Signal, dass der Ifo-Geschäftsklimaindex auf dem Vormonatswert von 94,6 Punkten verharrt. Bankvolkswirte hatten nach dem überraschenden Anstieg vom September mit einem Rückgang um 0,1 Punkte gerechnet. “Die deutsche Konjunktur stabilisiert sich”, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 9 000 Managern. Ausblick hat sich verbessertZumindest scheine die hiesige Wirtschaft “nicht in freiem Fall zu sein”, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Als erfreulich gilt den Ökonomen, dass die Unternehmen ihren Geschäftsausblick besser einschätzen – die entsprechende Komponente ist um 0,6 auf 91,5 Zähler geklettert (siehe Grafik). Mit Blick auf die positiven Signale aus der Politik und die erneute geldpolitische Lockerung hätte das Plus allerdings größer ausfallen können – Christian Lips von der Nord/LB sieht darin eine “ausgeprägte Vorsichtshaltung in den Chefetagen”. Als unverändert hoch bezeichnete Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview die vom Brexit ausgehende Unsicherheit – dies liege vor allem daran, dass weiter alle Optionen offen seien: “Harter Brexit, softer Brexit, Neuwahlen, es ist alles noch möglich.” Im Raum stehen derzeit eine Verschiebung des Brexit-Termins sowie Neuwahlen in Großbritannien (siehe Bericht Seite 4). Industrie fängt sichEbenfalls als positives Ergebnis gewertet wird, dass der Abwärtstrend des Geschäftsklimas im verarbeitenden Gewerbe gestoppt wurde. Die stark exportorientierte Industrie sei zwar weiter in einer Rezession, “aber vielleicht ist das jetzt der Beginn einer Bodenbildung”, analysierte Wohlrabe. Allerdings klagten Unternehmen immer noch über Auftragsschwund und das Wort “Kurzarbeit” mache verstärkt die Runde, mahnte Gitzel. Er sieht die deutsche Volkswirtschaft in den kommenden Monaten dahinsiechen. Skeptisch zeigte sich auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Er erinnert daran, dass sich sowohl das Ifo-Geschäftsklima als auch der Einkaufsmanagerindex auf ähnlichen Niveaus befänden wie im Winterhalbjahr 2012/13, als die Wirtschaft schrumpfte und sich in der Rezession befand. Schwäche zieht sich hinDie Schwäche der deutschen Industrie ist neben den anhaltenden Risikofaktoren eine deutliche Belastung für das Wirtschaftswachstum im Euroraum. Ökonomen erwarten für das dritte Quartal, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1 % und damit nur mehr halb so kräftig wie im Frühjahr gewachsen ist. Über die Wirtschaftsentwicklung im gemeinsamen Euroraum berichtet das Statistikamt Eurostat am kommenden Donnerstag. Und auch für das Gesamtjahr werden die Prognosen sukzessive heruntergeschraubt. Laut dem am Freitag veröffentlichten Survey of Professional Forecasters (SPF) prognostizieren die Fachleute ein Wirtschaftswachstum von nur mehr 1,1 % im laufenden sowie 1,0 % im kommenden Jahr – nach 1,2 % und 1,3 % in der Umfrage zuvor (siehe Grafik). Die seit der vorigen Zinssitzung hereingekommenen Daten bestätigten das Bild einer “sich hinziehenden Schwäche” der Eurozone bei der Wachstumsdynamik, sagte der scheidende EZB-Präsident Mario Draghi laut Reuters am Donnerstag nach seiner letzten Ratssitzung.Auch die Inflationsrate dürfte angesichts der schwächeren Konjunktur niedriger ausfallen: Die Prognose für 2019 schraubten die Experten im Vergleich zur vorherigen Umfrage um 0,1 Punkte auf 1,2 % herunter. Die EZB strebt eine Jahresteuerungsrate von mittelfristig unter, aber nahe 2 % an. Diesen Wert verfehlt sie aber seit geraumer Zeit – im September war die Jahresteuerungsrate auf 0,8 % gesunken.Die EZB befragt alle drei Monate Experten aus Finanzinstituten und anderen Unternehmen aus dem Euroraum zu ihren Prognosen für BIP, Inflation und Arbeitslosigkeit. Die Expertenschätzungen werden von der EZB genau verfolgt. Sie sind ein wichtiger Faktor, der in ihre geldpolitischen Überlegungen einfließt. Die nächsten makroökonomischen Projektionen der EZB-Volkswirte werden am 12. Dezember veröffentlicht.