Ifo rechnet mit robuster deutscher Konjunktur

"Politische Risiken außerordentlich hoch"

Ifo rechnet mit robuster deutscher Konjunktur

wf Berlin – Mit einem weiterhin robusten Aufschwung der deutschen Wirtschaft rechnet das Münchner Ifo-Institut, unterstellt dabei aber nur moderate Effekte aus politischen Unsicherheiten. In diesem Jahr gehen die Wirtschaftsforscher von einem Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 % aus. 2017 dürfte dieses laut Prognose auf 1,5 % zurückgehen, jedoch allein wegen einer geringeren Zahl von Arbeitstagen im Vergleich zum Vorjahr. 2018 erwarten die Forscher einen Zuwachs des BIP um 1,7 %.Die Risiken in der Prognose seien außerordentlich hoch, machte Ifo-Chef Clemens Fuest vor der Presse in Berlin deutlich. Die Brexit-Entscheidung, der Ausgang der US-Wahl und die gescheiterte Verfassungsreform in Italien dürften kurzfristig nicht ohne negative Folgen bleiben. Die Bereitschaft, zu investieren und langlebige Konsumgüter zu erwerben, dürfte sinken. Die Indikatoren der politischen Unsicherheit seien in Großbritannien, mehreren EU-Ländern sowie in den USA scharf gestiegen. In der Prognose wird unterstellt, dass es zu einem “weichen” Brexit ohne nennenswerte wirtschaftliche Verwerfungen zwischen der EU und Großbritannien kommt, die neue US-Regierung keine Freihandelsabkommen einschränkt oder gar aufkündigt und das Kapital weiter frei fließen kann. Für Italien unterstellt das Ifo einen weiterhin schleppenden Reformprozess ohne größere finanzielle Verwerfungen des Bankensektors.Ursache für das nur moderate Wachstum hierzulande sei der geringe Anstieg der Exporte. In keinem der Aufschwünge der vergangenen vier Jahrzehnte sei dieser so niedrig gewesen. Dies gelte auch für den privaten Konsum. Dieser lege zwar recht kräftig zur, doch vor allem wegen des Bevölkerungsanstiegs. Pro Kopf bleibe der Zuwachs schwach. Dagegen expandierten die Konsumausgaben des Staates wegen der vielen Flüchtlinge im Land kräftig. Die Phase stabiler Preise geht laut Ifo zu Ende. Die Teuerungsrate werde 2017 mit 1,5 % dreimal so hoch ausfallen wie in diesem Jahr und 2018 sogar 1,7 % erreichen. Fuest mahnte die Europäische Zentralbank (EZB), den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm zu beschleunigen.