Inflation in Deutschland auf Zehnjahreshoch

Auch spanische Teuerung bei 2,3 Prozent - Energie ist erneut Hauptpreistreiber

Inflation in Deutschland auf Zehnjahreshoch

jw Frankfurt – Die Inflation in den Kern-Euro-Ländern Deutschland und Spanien zieht weiter kräftig an und dürfte der Europäischen Zentralbank (EZB) daher – trotz jüngst schwacher Wachstumszahlen – den Ausstieg aus ihrem Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) im Dezember erleichtern. In Deutschland stiegen die nach europäischen Standards berechneten Verbraucherpreise (HVPI) im Oktober im Jahresvergleich wie erwartet um 2,4 %, nach 2,2 % im September. National berechnet lag die Inflation im Oktober mit 2,5 % sogar auf dem höchsten Stand seit 2008. Auch in Spanien verharrte der HVPI-Index mit 2,3 % im Oktober deutlich über dem EZB-Inflationsziel von unter, aber nahe 2 %.”Der ausgelastete Arbeitsmarkt treibt die Nominallöhne langsam nach oben, obwohl es hier noch Spielraum gibt”, kommentiert ING-DiBa-Chefvolkswirt Casten Brzeski die Zahlen für Deutschland. Endlich gebe es Hinweise darauf, dass die Phillips-Kurve nicht ganz tot sei. Zum wesentlichen Treiber gehörten erneut die Energiepreise, die um 8,9 % im Jahresvergleich zulegten. Auch im Bereich der Dienstleistungen war ein leicht höherer Preisauftrieb von 1,8 % zu verbuchen.Doch während die Gesamtinflation mehrere Euro-Länder seit Jahresbeginn allmählich steigt, verharrt die Kernrate (ohne Energie- und Lebensmittelpreise) weiterhin unter dem EZB-Ziel von 2 %. Auch im Oktober war der Anstieg der Gesamtinflation in Deutschland vor allem auf höhere Ölpreise und urlaubsbedingte Auswirkungen höherer Preise für Hotels und Pauschalreisen zurückzuführen.Die Inflationsdaten für den Rest der Eurozone werden am heutigen Mittwoch veröffentlicht. Da allein Spanien und Deutschland 40 % der gesamten Euro-Inflationsrate ausmachen, dürfte die Gesamtrate ebenfalls besser ausfallen. Experten rechnen mit einem Anstieg auf 2,2 % von 2,1 % im September.Laut Ökonomen steht die EZB allerdings trotz besserer Inflationsaussichten vor großen Herausforderungen. “Angesichts bröckeliger und unsichererer Wachstumsaussichten, neuer politischer Entwicklungen und eines nur geringen zugrunde liegenden Inflationsdrucks wird die EZB froh sein, dass der Dezember nicht zu weit entfernt ist und die Netto-QE-Käufe beendet werden können, bevor Diskussionen über eine Verlängerung wieder aufflammen könnten”, so Brzeski. Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen werde es jedoch im nächsten Jahr Diskussionen über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung geben.Auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, meint, dass angesichts der schwächer als erwartet ausgefallenen Wachstumsdaten der Eurozone die Relevanz der höheren Teuerung für die EZB in den Hintergrund treten könnte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im Sommer nur noch um 0,2 % zum Vorquartal zu, das Wachstum halbierte sich damit zum Frühjahr. “Ein schwächeres Wachstum rüttelt nämlich auch am Ausblick auf steigende Teuerungsraten im Jahr 2019”, so Gitzel.