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Irland überrascht bei Lane-Nachfolge

Von Mark Schrörs, Frankfurt Börsen-Zeitung, 3.5.2019 Bei der Wahl des neuen Zentralbankchefs in Irland gibt es eine große Überraschung: Die Regierung in Dublin nominierte jetzt den aktuellen Chef-Wirtschaftsberater der neuseeländischen Regierung,...

Irland überrascht bei Lane-Nachfolge

Von Mark Schrörs, FrankfurtBei der Wahl des neuen Zentralbankchefs in Irland gibt es eine große Überraschung: Die Regierung in Dublin nominierte jetzt den aktuellen Chef-Wirtschaftsberater der neuseeländischen Regierung, Gabriel Makhlouf, für den Posten, der auch mit einem Sitz im EZB-Rat verknüpft ist. Mit dem 58-Jährigen, der in Kairo geboren ist, als Sohn eines zypriotisch-britischen Vaters und einer griechisch-armenischen Mutter, rückt erstmals ein Ausländer an die Spitze der Zentralbank. Hinzu kommt, dass Vizegouverneurin Sharon Donnery eigentlich als Favoritin gegolten hatte.Die Neubesetzung ist nötig geworden, weil Irlands amtierender Zentralbankchef Philip Lane zum 1. Juni nach Frankfurt ins Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) wechselt – als Nachfolger von Peter Praet, dessen achtjährige Amtszeit Ende Mai endet. Wenngleich Lane formal nur den Direktoriumsposten von Praet übernimmt, darf es als ausgemacht gelten, dass der Ire dem Belgier auch in der Rolle des EZB-Chefvolkswirts nachfolgt.Den Posten von Lane in Dublin soll nun also Makhlouf übernehmen. Makhlouf, der einen Bachelor in Economics und einen Master in Industrial Relations hat, ist seit Juni 2011 Treasury Secretary und Chief Executive im neuseeländischen Finanzministerium. In der Funktion ist er auch oberster Berater der Regierung in Wirtschafts- und Finanzfragen. Zuvor hatte Makhlouf vor allem im öffentlichen Dienst in Großbritannien Karriere gemacht. Unter anderem war er Privatsekretär des früheren Finanzministers Gordon Brown. Makhlouf soll das neue Amt am 1. September antreten. Für einige Monate braucht die Zentralbank an der Spitze eine Übergangslösung.Auf Makhlouf warten bei Amtsantritt große Herausforderungen: Die irische Wirtschaft steht nach dem Absturz in der Euro-Krise aktuell zwar sehr gut da. Allerdings droht Irland wie kein anderes Euro-Land durch den EU-Austritt Großbritanniens in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Die irische Zentralbank ist aber auch als Bankenaufseher durch den Brexit extrem gefordert. Zudem treibt die Institution ein Bankenskandal rund um Standard-Hypothekendarlehen um. Und schließlich muss Makhlouf künftig über die Geldpolitik im Euroraum mitentscheiden, die in einer schwierigen Lage steckt.Für Donnery ist das bereits die zweite berufliche Niederlage binnen weniger als einem Jahr. Sie hatte 2018 auch als bestens qualifizierte Kandidatin für den Chefposten bei der EZB-Bankenaufsicht SSM gegolten. Den Zuschlag erhielt aber der Italiener Andrea Enria, zuvor Chef der EU-Bankenaufsichtsbehörde EBA. Eine Wahl Donnerys an die SSM-Spitze hätte wohl Lanes Chancen auf die Praet-Nachfolge merklich reduziert. Auch im Zuge dieser Personalie hatte es immer wieder geheißen, dann könne Donnery, die in Notenbankkreisen hohes Ansehen genießt, aber zumindest an die Spitze der irischen Zentralbank rücken.Mit der Wahl Makhloufs und der Absage an Donnery dürfte auch das Thema der Geschlechtervielfalt wieder verstärkt diskutiert werden. Im 25-köpfigen EZB-Rat ist aktuell nur noch eine Frau vertreten – die Deutsche Sabine Lautenschläger.