IWF: Klimaschutz und Wachstum sind vereinbar

Coronakrise als Chance - Kosten des Wandels überschaubar - Ärmere Haushalte entlasten

IWF: Klimaschutz und Wachstum sind vereinbar

ast Frankfurt – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sich mit seinem aktuellen World Economic Outlook in die Debatte um die Vereinbarkeit von Wirtschaftswachstum und Klimaschutz eingeklinkt. Im dritten Kapitel des Weltwirtschaftsausblicks, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, werden Szenarien berechnet, wie eine solche Transformation gelingen kann ohne große Folgen für Beschäftigung und Wirtschaftskraft. Die Coronakrise sei eine Chance für einen grünen Wandel. Ohne Klimaschutz steuern wir laut den Autoren auf eine “menschliche und ökonomische Katastrophe” zu. “Das Fenster, in dem Nullemissionen bis 2050 erreicht werden können und die Temperatur auf einem sicheren Niveau stabilisiert werden kann, schließt sich schnell”, so die Forscher.Der Fokus des Berichts liegt auf der Erzeugung und dem Verbrauch von Energie. Zum einen komme es darauf an, emissionsarme Energieträger zu nutzen. Zum anderen sei es wichtig, den Gesamtverbrauch von Energie zu reduzieren. Den Weg dorthin ebnet eine CO2-Steuer. Diese macht einerseits klimaschädliche Emissionen teurer und damit umweltfreundliche Energiequellen wettbewerbsfähiger. Zugleich werden Unternehmen und Verbraucher gezwungen, weniger Energie zu verbrauchen, da diese insgesamt dennoch teurer wird. Wenn die Erneuerbaren nur wettbewerbsfähiger werden, der Gesamtverbrauch aber nicht sinkt, sinken auch die Emissionen nicht in ausreichender Höhe, so die Forscher. Grüne InfrastrukturKonkret bedeutet das, dass Staaten grüne Investitionen anregen sollten – etwa in einen emissionsarmen Nahverkehr, intelligente Stromnetze und Gebäudesanierungen. Eine solche grüne Infrastruktur würde die Beschäftigung und Produktivität in emissionsarmen Sektoren steigern und die Privatwirtschaft animieren, dort zu investieren. Das wiederum sichert Beschäftigung und stabilisiert das globale Bruttoinlandsprodukt. In Zahlen: Der IWF erwartet, dass ein grüner Kurswechsel das globale BIP in den nächsten 15 Jahren um 0,7 % steigern und bis zu zwölf Millionen neue Jobs schaffen könnte. Gleichzeitig würden die Kosten, die der Klimawandel verursacht, reduziert (siehe Grafik).Dass eine solche Transformation zunächst einmal Geld kostet, bestreiten die IWF-Ökonomen nicht. Diese Kosten, die der Währungsfonds mit etwa 0,7 % des jährlichen weltweiten BIP in den Jahren ab 2037 angibt, seien jedoch verschmerzbar – insbesondere wenn man bedenke, dass die weltweite Produktion im Zeitraum von heute bis 2050 um schätzungsweise 120 % wachsen wird. Große LänderunterschiedeNicht in allen Staaten kann ein solcher Wandel jedoch gleichermaßen umgesetzt werden. Industrieländer können die Kosten besser verkraften, da sie zu einem großen Teil bereits in erneuerbare oder emissionsarme Energieträger investiert haben. Länder mit starkem Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum hingegen, wie zum Beispiel Indien, müssen mit höheren Kosten rechnen. Das gilt auch für die Länder, die heute stark von Öl- oder Kohleexporten abhängig sind.Auch zwischen den Haushalten gibt es Unterschiede. Haushalte mit geringeren Einkommen werden finanziell stärker belastet, da sie relativ gesehen mehr Geld für Energie ausgeben und eher in CO2-intensiven Sektoren wie der Industrie beschäftigt sind. Transferzahlungen sollen diese Unterschiede jedoch ausgleichen. “Wenn alle gemeinsam handeln, kann das den weltweiten Emissionen eine deutliche Beule verpassen”, so die IWF-Forscher.