Überraschend starke Korrektur

Japans BIP wächst stärker als angenommen

Japans Konjunktur lief zwischen April und Juni deutlich besser als zunächst geschätzt. Diesmal stabilisierten die Konsumenten den Aufschwung.

Japans BIP wächst stärker als angenommen

Japans BIP wächst stärker als angenommen

mf Tokio

Konsum zieht überraschend deutlich an – Inflation und politische Unsicherheit belasten

Ein höherer Privatkonsum und höhere Lagerbestände haben Japans Wirtschaft im zweiten Quartal stärker gestützt als zunächst kalkuliert. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs zwischen April und Juni um 0,5%. Das sind 0,2 Punkte mehr als das Ergebnis der ersten Schätzung. Aufs Jahr hochgerechnet ergab sich eine Wachstumsrate von 2,2% statt 1,1%.

Jedoch erwartet die Mehrheit der Ökonomen, dass sich das Wachstum im laufenden Quartal aufgrund der Bremswirkung höherer US-Einfuhrzölle abschwächen wird. Zugleich könnte die anhaltende Inflation den Konsumenten die Einkaufsfreude vergällen. Allerdings stiegen im Juli aufgrund höherer Bonuszahlungen die Reallöhne im Juli um 0,5% erstmals seit sieben Monaten, was die Kaufkraft der Bevölkerung erhöht.

Der private Konsum, der über die Hälfte des BIP ausmacht, stieg um 0,4%. Die erste Schätzung hatte nur ein Plus von 0,2% ergeben. Die Statistiker führten die Korrektur auf neue Daten zu Restaurantbesuchen und Spielesoftware zurück. Höhere Lagerbestände führten dazu, dass die BIP-Rate um 0,3 Punkte nach oben korrigiert wurde. Eine Änderung ergab sich auch bei den Kapitalausgaben, die mit 0,6% nur halb so stark zulegten wie zunächst berechnet.

Ministerpräsident Ishiba tritt zurück

Zur Belastung für das japanische Wirtschaftswachstum könnte zudem die politische Unsicherheit im Land mutieren. Ministerpräsident Shigeru Ishiba hatte am Sonntag seinen Rücktritt angekündigt. Er übernahm damit die Verantwortung für den Verlust der Parlamentsmehrheit bei der Oberhauswahl im Juli. Nun, da das Handelsabkommen mit den USA im Zollstreit abgeschlossen ist, sei der richtige Zeitpunkt für den Rücktritt gekommen, so Ishiba.

Nach wochenlangen Nachverhandlungen hatten die USA vergangene Woche die im Juli getroffene Grundsatzeinigung mit Japan durch eine Verordnung formalisiert. Der US-Einfuhrzoll für die meisten japanischen Güter sinkt damit auf 15%. Erleichterung löste das vor allem bei Autoherstellern aus. Für ihre Waren fiel zuvor ein Zollsatz von 27,5% an. Laut der Verordnung investiert Japan zudem 550 Mrd. Dollar in von der US-Regierung ausgewählte Projekte. Diese Summe besteht aus Eigenkapital, Darlehen und Bürgschaften von staatlichen japanischen Banken.