Konjunktur

Japans Wirtschaft legt Rückwärtsgang ein

Die Wirtschaft in Japan befindet sich im Rückwärtsgang, das Bruttoinlandsprodukt schrumpft zwischen Juli und September. Aber es zeichnet sich bereits eine Trendwende ab.

Japans Wirtschaft legt Rückwärtsgang ein

mf Tokio

Die weltweiten Störungen von Lieferketten und eine unerwartet starke Corona-Infektionswelle im August haben Japans Wirtschaftsleistung im dritten Quartal stärker belastet als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im Zeitraum zwischen Juli und September um 0,8% zum Vorquartal bzw. mit einer Jahresrate von 3,0%. 37 befragte Ökonomen in Japan hatten im Schnitt ein Minus von 0,6% erwartet. Im Vorquartal hatte die Wirtschaftsleistung noch um 0,4% zugenommen.

Jedoch gehen Beobachter von einer laufenden Trendwende aus. „Das enttäuschende Ergebnis im dritten Quartal ist auf Faktoren zurückzuführen, die sich im vierten Quartal deutlich umkehren dürften“, meinte John Vail, Aktienstratege des Vermögensverwalters Nikko AM. Die Produktionspläne der Autobauer für Dezember würden wieder nach oben zeigen.

Auch Ökonom Tom Learmouth von Capital Economics erwartet eine „starke Wiederbelebung der Wirtschaftstätigkeit“. Im gegenwärtigen Quartal wird das BIP nach seiner Prognose um 1,9% wachsen. Jedoch werden gemäß Harumi Taguchi von IHS Markit die Lieferengpässe sowie die hohen Preise weiter Sorgen verursachen.

Trendwende in Sicht

Nach Ansicht von Notenbankchef Haruhiko Kuroda dürfte Japans Wirtschaft in der ersten Hälfte 2022 „wahrscheinlich“ wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreichen. Derzeit liegt das BIP rund 2,2% unter dem Jahresschluss von 2019. Seit Ende September gebe es „Anzeichen für eine Erholung“, da die Infektionen zurückgegangen seien. „Wir befinden uns in einer Phase anhaltender starker geldpolitischer Lockerung“, unterstrich Kuroda gleichzeitig.

Im vergangenen Quartal verunsicherte die Überlastung des Gesundheitssystems durch rekordhohe Infektionen Verbraucher und Unternehmen. Die Austragung der Olympischen Spiele in Tokio wirkte sich offenbar nicht positiv aus. Der Privatkonsum sank um 1,1% zum Vorquartal und machte den Zuwachs im zweiten Quartal zunichte. Vor allem der Mangel an verfügbaren Neuwagen drückte die privaten Ausgaben. Die eingeschränkten Öffnungszeiten von Restaurants und andere Maßnahmen gegen die Pandemie dämpften ebenfalls die Konsumlaune. Die Investitionen in Wohnimmobilien gingen um 2,6% zurück.

Die Unternehmen reduzierten ihre Kapitalausgaben um 3,8% so kräftig wie seit Auftakt der Pandemie im zweiten Quartal 2020 nicht. Die Engpässe bei Halbleiterkomponenten und gestiegene Rohstoffpreise mahnten die Manager zur Vorsicht und trugen durch die verringerte Autoproduktion zum Rückgang der Exporte um 2,1% bei. Die Regierung steigerte ihre Ausgaben um 1,1%.