José Manuel Campa als oberster EU-Bankenaufseher nominiert
fed/ths – Wenn es keine überraschenden Einwände mehr aus dem EU-Parlament gibt, dann ist die Nachfolge von Andrea Enria an der Spitze der EU-Bankenaufsichtsbehörde EBA (European Banking Authority) geklärt. Der Spanier José Manuel Campa soll dem Italiener Enria als EBA-Vorsitzender folgen. Der Posten ist vakant, da Enria wiederum die Nachfolge von Danièle Nouy als Chef der EZB-Bankenaufsicht (Single Supervisory Mechanism) angetreten hat.Lange Zeit sah es so aus, als würde der Verwaltungsrat der EBA den bisherigen Exekutivdirektor, den Ungarn Adam Farkas, auf die Position des EBA-Chair hieven. Wie Campa stand auch Farkas zunächst auf der ersten Shortlist mit sieben (übrigens ausschließlich männlichen) Namen, später dann auf der finalen Auswahlliste mit nur noch drei Kandidaten (vgl. BZ vom 15. Februar). Doch letztlich konnte sich Campa sowohl gegen den Franzosen Édouard Fernandez-Bollo, den Generalsekretär der nationalen Aufsichts- und Abwicklungsbehörde, als auch gegen Farkas durchsetzen. Der Verwaltungsrat, in dem Vertreter aller 28 nationalen Aufsichtsämter sowie der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank, des EU-Systemrisikorats, der EU-Markt- und Versicherungsaufsichtsbehörden sowie einiger Efta-Institutionen sitzen, votierte für Campa – dem Vernehmen nach bereits im ersten Wahlgang.Nächster Schritt im Verfahren ist nun, dass der Spanier sich den Fragen des Wirtschafts- und Währungsausschusses im EU-Parlament stellt. Der Econ-Ausschuss hatte zwar dem Vernehmen nach informell eine Empfehlung für Farkas abgegeben. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass er der Nominierung von Campa nun noch entgegentritt.Der Wirtschaftswissenschaftler, promoviert in Harvard, der als Professor für Finanzierung und internationale Wirtschaft in Navarra lehrt, hat im Laufe seines Berufslebens viele bekannte Adressen der Bankbranche beraten – von Goldman Sachs bis Citi, von BBVA bis ABN Amro. Neben seinen akademischen Aktivitäten war er in der Politik tätig – unter anderem als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium in den letzten Jahren der sozialistischen Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero, als sich der Staat bei zahlreichen Sparkassen infolge der geplatzten Immobilienblase einmischen musste. Campa räumte im Nachgang Fehler ein, aber vor dem Untersuchungsausschuss im spanischen Parlament verteidigte Campa vor drei Jahren den umstrittenen Börsengang von Bankia 2011. Die Bank musste ein Jahr später vom Staat gerettet werden.Campa hat reichlich Erfahrung in der Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen gesammelt, sei es mit dem Internationalen Währungsfonds, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich oder der EU-Kommission. Seit 2014 ist er bei Santander zuständig für regulatorische Fragen.