Platzen der KI-Blase könnte EZB-Zinssenkung erzwingen
Platzen der KI-Blase könnte EZB-Zinssenkung erzwingen
Platzen der KI-Blase könnte EZB-Zinssenkung erzwingen
Ratsmitglied Vujčić warnt vor Schock – Ambitionen auf Vizepräsidentschaft
mpi Frankfurt
Der kroatische Notenbankpräsident und EZB-Rat Boris Vujčić signalisiert im Interview der Börsen-Zeitung, dass er für den Moment keinen Grund für eine Änderung der Leitzinsen im Euroraum sieht. „Wir befinden uns in einer guten Lage, die hoffentlich so lange wie möglich anhält“, sagt der 61-Jährige. Gleichzeitig nennt er jedoch ein drohendes Szenario, dass eine Zinssenkung der EZB in den kommenden Monaten erzwingen könnte.
„Eine KI-Blase ist definitiv eines der Risiken, die wir sehr ernst nehmen müssen“, sagt Vujčić. Das Platzen einer solchen Blase könnte laut dem EZB-Ratsmitglied zu einem Schock für die Realwirtschaft im Euroraum führen. „In einem solchen Szenario wäre das Platzen nicht nur eine Gefahr für die Finanzstabilität, sondern auch ein Problem für die Geldpolitik.“
Neue Projektionen der EZB
Im Dezember steht die nächste Zinssitzung der EZB an. An den Finanzmärkten wird fest mit einer Verlängerung der Zinspause gerechnet. Viel Beachtung werden die im Rahmen der Sitzung aktualisierten Projektionen der Zentralbank zu Inflation und Wirtschaftswachstum finden. Erstmals wird darin eine Schätzung für das Jahr 2028 enthalten sein.
In ihrer bislang aktuellen Vorhersage beziffert die EZB die Inflation für nächstes und übernächstes Jahr bei etwas unter 2%. Sollte sie für 2028 ebenfalls weniger als diesen Wert veranschlagen, würde sie wohl für drei Jahre in Folge ein Unterschreiten des eigenen Inflationsziels vorhersagen. Für Vujčić wäre dieser Umstand alleine jedoch noch kein Grund für eine Zinssenkung. „Wir sollten nicht versuchen, die Inflation im Detail zu steuern“, sagt er. „Zu viel zu tun, würde nur unnötige Volatilität schaffen.“
Ambitionen auf EZB-Vizepräsidentschaft
Ohne einen Trend für eine sich weiter abschwächende Inflation brauche es keine Lockerung der Geldpolitik. Zudem misst der kroatische Notenbankpräsident den Projektionen für 2027 und 2028 weniger Bedeutung bei als der Zahl für 2026. „Wir sollten uns besser auf die nächsten zwölf Monate konzentrieren und sicherstellen, dass die Daten, die wir erhalten, mit unseren Prognosen übereinstimmen“, sagt er. „Wenn dies der Fall ist, ist alles in Ordnung.“
Zwischen den Zeilen bestätigt Vujčić im Interview zudem die Gerüchte, er wolle im kommenden Jahr EZB-Vizepräsident werden. Angesprochen auf das Thema sagt er: „Ich bin durch und durch Zentralbanker und möchte auch weiterhin in irgendeiner Form als Zentralbanker tätig sein.“
Die Amtszeit des aktuellen Vizepräsidenten Luis de Guindos läuft Ende Mai aus und kann nicht verlängern werden. Der finnische Notenbankpräsident Olli Rehn hat ebenfalls bereits sein Interesse an dem Posten bekundet.
Im Interview Seite 7
