Konjunkturerwartungen hellen sich wieder auf

ZEW: Wahl und starker Euro spielen keine Rolle

Konjunkturerwartungen hellen sich wieder auf

ba Frankfurt – Kurz vor der Bundestagswahl haben Finanzmarktexperten mit Blick auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung ihre Zuversicht zurückgewonnen. So sind die ZEW-Konjunkturerwartungen im September um 7,0 auf 17,0 Punkte gestiegen und haben damit das Minus von 7,5 Zählern aus dem Vormonat fast wieder wettgemacht. Ökonomen hatten zwar den ersten Anstieg nach drei Rückgängen in Folge erwartet, allerdings nur einen Wert von 13,5 Punkten auf der Rechnung. Damit werde der langfristige Durchschnitt von 23,8 Zählern aber weiter unterschritten, teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gestern zu seiner monatlichen Umfrage unter 203 Analysten und Anlegern mit. Die aktuelle Lage wird ebenfalls positiver als im Vormonat eingeschätzt: Der Index ist um 1,2 auf 87,9 Punkte gestiegen (siehe Grafik).Weder die anstehende Bundestagswahl noch “die Sorge um das jüngste Erstarken des Euro” haben laut ZEW-Präsident Achim Wambach bei den Umfrageteilnehmern “für besondere Unsicherheit gesorgt”. Als Grund für den im Vergleich zum Vormonat deutlich positiveren Ausblick nennt Wambach die “soliden Wachstumszahlen im zweiten Quartal 2017, den zuletzt kräftigen Anstieg im Kreditgeschäft der Banken und die anziehenden Investitionen von Staat und Unternehmen”. Auch die stabile weltwirtschaftliche Entwicklung habe die Erwartungen gestützt, so Wambach. Vor allem Exporte könnten daher “nochmals einen Zahn zulegen”, erwartet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Dies wäre wichtig, da der private Konsum – die Stütze des hiesigen Wirtschaftswachstums – “aller Voraussicht nach etwas zaghafter zulegen” wird. Dass das Wachstum im zweiten Halbjahr etwas an Stärke verlieren wird, ist Konsens unter den Bankvolkswirten. In den ersten beiden Quartalen war das Bruttoinlandsprodukt um 0,7 % bzw. 0,6 % gestiegen. Jens Kramer von der Nord/LB nennt ein weiteres Argument für die Stimmungsaufhellung: So sei die größte Unruhe mit Blick auf die Skandale und Krisen in der Autoindustrie, die im August die Erwartungskomponente belastet hatte, bereits wieder verflogen.Für die Eurozone zeigen die Umfragedaten des ZEW ein uneinheitliches Bild: So hat die Erwartungskomponente im September 2,4 Punkte auf 31,7 Zähler zugelegt, wohingegen die aktuelle Lage schwächer als im Vormonat eingeschätzt wurde. Das entsprechende Barometer gab 2,9 auf 35,5 Punkte nach.