Konjunkturzuversicht steigt wieder

ZEW-Erwartungen legen unerwartet kräftig zu - Lage wird allerdings erneut schlechter eingeschätzt

Konjunkturzuversicht steigt wieder

Entspannungstendenzen bei den politischen Risiken sowie der weitere Lockerungsschritt der EZB haben bei Finanzmarktexperten den Konjunkturoptimismus wieder hervorgelockt. Eine Entwarnung ist der überraschend kräftige Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen allerdings keineswegs.ba Frankfurt – Die jüngst aufglimmenden Hoffnungsschimmer in Sachen Brexit, US-chinesischer Handelsstreit und neues Lockerungspaket der Europäischen Zentralbank (EZB) haben bei Finanzmarktexperten wieder neue Konjunkturzuversicht geweckt – sowohl für den Euroraum als auch für dessen größte Volkswirtschaft.Ökonomen reagierten auf die gestern veröffentlichten Daten allerdings nur verhalten optimistisch, da zugleich die aktuelle Lage so schlecht eingeschätzt wurde wie seit Mai 2010 nicht mehr. Zudem ist der Effekt des Anschlags in Saudi-Arabien vom vergangenen Wochenende in der aktuellen Umfragerunde vom 9. bis 16. September noch nicht vollumfänglich enthalten. Ökonomen erwarten allerdings erst bei einer Eskalation der Situation mit Engpässen beim Ölangebot Folgen für die Konjunktur.Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im September überraschend um 21,6 auf -22,5 Punkte geklettert. Einen kräftigeren Anstieg binnen Monatsfrist gab es zuletzt vor drei Jahren. Ökonomen hatten nach vier Rückgängen in Folge zwar mit einem Anstieg gerechnet, allerdings nur auf einen Wert von minus 38,0 Zählern. Der langfristige Durchschnitt von 21,5 Punkten wird damit aber nach wie vor deutlich unterschritten, wie das Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner monatlichen Umfrage unter 193 Analysten und institutionellen Anlegern mitteilte. “Keine Entwarnung”Der Anstieg der Konjunkturerwartungen bedeute aber “keine Entwarnung bezüglich der Entwicklung der deutschen Wirtschaft im kommenden halben Jahr”, betonte ZEW-Chef Achim Wambach. “Die Aussichten bleiben weiterhin negativ.” Experten erwarten, dass die hiesige Wirtschaft im Sommerhalbjahr in die technische Rezession rutscht, also zwei aufeinanderfolgende Quartale mit Minuswachstum verzeichnet. Im zweiten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt wegen schwächelnder Exporte um 0,1 % geschrumpft. Die jüngsten Konjunkturdaten geben allerdings “wenig Anlass, von einer raschen wirtschaftlichen Trendwende auszugehen”, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank: “Die kommenden Quartale werden für die deutsche Industrie ungemütlich bleiben”, und auch die sich eintrübende Situation am Arbeitsmarkt trage nicht gerade zur Beruhigung bei. Auch das Wirtschaftsministerium sieht die Wirtschaft derzeit in einer Schwächephase, wie es im aktuellen Monatsbericht heißt. “Ein stärkerer Abschwung oder gar eine ausgeprägte Rezession” seien gegenwärtig aber nicht zu erwarten.Marco Wagner von der Commerzbank warnt ebenfalls davor, übertriebenen Hoffnungen zu folgen – neben der Schwäche der chinesischen Konjunktur sowie weiter schwachen Frühindikatoren wie dem Ifo-Geschäftsklimaindex und dem Einkaufsmanagerindex gilt sein Blick dem RDE-(Real Driving Emissions)-Test . Diesen Test, mit dem die Emissionen direkt beim Fahren auf der Straße gemessen werden, müssen Autobauer seit dem 1. September anwenden. Noch gebe es keine klaren Hinweise darauf, “ob die deutschen Autobauer diese Herausforderung besser meistern werden als im vergangenen Jahr, als die Einführung des WLTP die Autoproduktion einbrechen ließ”, sagte Wagner. – Wertberichtigt Seite 6