Notiert inMadrid

Rauchfrei im Freien

In Spanien wurde das Rauchverbot in der Außengastronomie während der Pandemie erprobt. Die Linksregierung will Zigaretten draußen verbieten.

Rauchfrei im Freien

Rauchfrei im Freien

Von Thilo Schäfer

Viele Spanien-Urlauber werden sich in letzter Zeit gewundert haben, welche Regeln für das Rauchen auf Terrassen von Bars, Restaurants und Strandbuden denn nun gelten. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Konsum von Zigaretten auf den Außenflächen der Gastronomie 2020 verboten, da der Rauch das Virus angeblich leichter transportiert. Mit dem Ende der harten Phase der Pandemie verfiel das landesweite Rauchverbot im Freien. Doch manche Regionen hielten im Rahmen ihrer Kompetenzen daran fest, darunter die Urlaubshochburgen Balearen und Valencia. Im Mai letzten Jahres verloren die Sozialisten und Linken in diesen beiden Landesteilen die Macht, und die Konservativen sowie Rechtspopulisten erlaubten fortan wieder das Rauchen auf den Gastroterrassen.

Das könnte sich bald schon wieder ändern, wenn es nach dem Willen der Linksregierung in Spanien geht. Das Gesundheitsministerium legte vor Tagen einen Plan für die Bekämpfung des Tabakkonsums im Lande vor. Es handelt sich dabei jedoch erst einmal nur um eine Marschroute hin zu einem neuen Gesetz, welches das von 2010 verschärfen soll, als das Rauchen in den Innenräumen von Bars und Restaurants untersagt wurde. Es regt sich reger Widerstand gegen ein Rauchverbot auf den „terrazas“ im Urlaubsland Spanien. Lediglich fünf von 17 autonomen Regionen unterstützen den Plan der nationalen Regierung uneingeschränkt. Dabei spiegeln sich die ideologischen Unterschiede wider, wie im Falle von Linken und Rechten in Valencia und auf den Balearen.

Der Plan bleibt ziemlich vage und bezieht sich nur auf „gemeinschaftliche öffentliche Räume“, wo das Rauchen im Interesse der Gesundheit aller untersagt werden soll. Die Befürworter eines härteren Vorgehens gegen den Tabakkonsum verweisen auf die guten Ergebnisse und die große Akzeptanz des Verbotes in Innenräumen. In der Tat hielten sich die Spanier und Spanierinnen mit Beginn des Rauchverbots sehr diszipliniert an die Regeln. Die Maßnahme hatte eine nicht unangenehme Folge. Die Gemeinden gingen fortan sehr großzügig mit den Lizenzen für die Außengastronomie um. In Madrid etwa haben sich die Terrassen in den letzten Jahren regelrecht multipliziert. Die Gastronomie stellt sich erwartungsgemäß gegen ein Rauchverbot im Freien. Der konservative Bürgermeister der Hauptstadt, José Luis Martínez-Almeida, hält ein Verbot auf Terrassen für „Unsinn“.

Während über das Rauchen in der Außengastronomie noch debattiert wird, führen viele Landesregierungen Verbote an bestimmten Stränden an, darunter auch die Balearen. In diesem Fall wird auch das Argument des Umweltschutzes angeführt, denn viele Raucher sehen offensichtlich kein Problem darin, ihre Kippen im Sand zu entsorgen. Der Countdown für ein neues, schärferes Anti-Raucher-Gesetz läuft. Diesen Sommer werden Gäste auf Mallorca, an der Costa Blanca oder in Madrid aber beim Wein, Bier oder Kaffee im Freien eine schmauchen können.

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