Konjunkturausblick

OECD sorgt sich um Inflation und China

Die straffe Geldpolitik infolge der hartnäckig hohen Inflation wird die Weltwirtschaft auch in diesem und im kommenden Jahr bremsen. Als Wachstumsschlusslichter gelten der Industrieländerorganisation in ihrem neuesten Konjunkturausblick Deutschland und Argentinien, während China einen Risikofaktor darstellt.

OECD sorgt sich um Inflation und China

OECD sorgt sich um Inflation und China

Nur in Deutschland und Argentinien schrumpft die Wirtschaft 2023

ba Frankfurt

Die Industrieländerorganisation OECD erwartet angesichts der im Kampf gegen die hohe Inflation straffen Geldpolitik ein unterdurchschnittliches Wachstum der globalen Konjunktur in diesem und im kommenden Jahr. Die Teuerung dürfte sich zwar allmählich abschwächen, aber in den meisten Volkswirtschaften über den Zielen der Zentralbanken bleiben. Die Kerninflation jedoch bleibe hartnäckig hoch.

In ihrem Konjunkturausblick, der mit "Inflation und geringes Wachstum bekämpfen" überschrieben ist, macht die OECD Deutschland und das auf internationale Finanzhilfe angewiesene Argentinien als Wachstumsschlusslichter aus – nur diese beiden Volkswirtschaften dürften in diesem Jahr schrumpfen. Selbst Russland, das immer noch mit umfangreichen Sanktionen belegt ist, wird ein Wachstum zugetraut. Insgesamt erwarten die OECD-Ökonomen für das laufende Jahr ein Weltwirtschaftswachstum von 3,0% – 0,3 Prozentpunkte mehr als noch im Juni – und für kommendes Jahr ein Plus von 2,7%. Für Deutschland hingegen wird nun statt einer Stagnation in diesem Jahr ein Minus von 0,2% erwartet. 2024 soll das Bruttoinlandsprodukt dann um 0,9% zulegen. Den USA wird trotz der Sorgen um die dortige Konjunktur die Funktion einer Wachstumslok zugetraut: 2,2% und 1,3% werden für dieses und nächstes Jahr erwartet. Für China wird 2023 trotz der Probleme im Immobiliensektor und der gedämpften Inlandsnachfrage ein Wachstum von 5,1% – also leicht oberhalb des von Peking ausgerufenen Ziels – und 4,6% im Jahr 2024 vorausgesagt.

Zinsgipfel fast überall erreicht

Die OECD macht aber auch Risiken aus – wie etwa eine unerwartet starke konjunkturelle Verlangsamung in China, die das Produktionswachstum weltweit beeinträchtigen würde. Auch um die anhaltende Inflation sorgt sich die OECD. Die Geldpolitik müsse aber so lange restriktiv bleiben, bis es klare Anzeichen dafür gebe, dass der zugrundeliegende Preisdruck dauerhaft nachgelassen habe. Der Zinsgipfel sei in den meisten Volkswirtschaften, auch in den USA und im Euroraum, erreicht oder fast erreicht.

Um dem Wachstum auf die Sprünge zu helfen, mahnt die Organisation "ehrgeizige, angebotssteigernde Strukturreformen" an. Als weitere Prioritäten nennt die OECD die Wiederbelebung des Welthandels als wichtige Quelle langfristigen Wohlstands. Handelsschranken, insbesondere im Dienstleistungssektor, sollten abgebaut werden. Lieferketten müssten widerstandsfähiger werden, ohne ihre Effizienzvorteile zu untergraben. Auch seien schnellere Fortschritte bei der Dekarbonisierung unerlässlich.

Bericht Seite 7
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