Ökonomen trauen der Wirtschaft wieder mehr zu

Gestiegene Erwartungen für Export und Privatkonsum in Deutschland sorgen für Prognoseerhöhung

Ökonomen trauen der Wirtschaft wieder mehr zu

ba Frankfurt – Trotz der anhaltenden Hängepartie im Handelsstreit mit den USA blicken Ökonomen wieder zuversichtlicher auf die konjunkturelle Entwicklung hierzulande im kommenden Jahr. Der Blick auf das aktuelle Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung zeigt, dass die Wachstumsprognosen für 2019 angehoben worden sind, nachdem sie im März gesenkt worden waren. Für das Konjunkturtableau wertet das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) monatlich die vorliegenden Prognosen von Banken, Forschungsinstituten und öffentlichen Einrichtungen aus und berechnet die Medianwerte.Sowohl für Deutschland als auch für das Eurogebiet erwarten die Prognostiker einen Anstieg des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 2,0 %. In der vorherigen Veröffentlichung (vgl. BZ vom 6. April) betrugen die entsprechenden Voraussagen noch + 1,9 % für Deutschland und 1,8 % für den gemeinsamen Währungsraum. Damit liegen die Erwartungen in etwa auf Höhe mit denen der EU-Kommission: Für Deutschland erwartet die Brüsseler Behörde ein Plus von 2,4 % für dieses und von 2,1 % im kommenden Jahr; für Euroland stehen +2,3 % und +2,0 % in der Planung (siehe Bericht auf dieser Seite). “Die befürchteten negativen Auswirkungen von internationalem Protektionismus oder gar eines Handelskrieges zwischen USA, China und der EU, die im Vormonat zu niedrigeren BIP-Prognosen geführt hatten, scheinen damit wieder verflogen zu sein”, kommentierte ZEW-Experte Michael Schröder das aktuelle Zahlenwerk. Der Protektionismus wird derzeit in sämtlichen Analysen aktueller Konjunkturdaten als das größte Risiko für die weitere Konjunkturentwicklung genannt und drückt zunehmend auf die Stimmung bei Unternehmen, Finanzmarktexperten und Konsumenten. Dies zeigen die jüngsten Ergebnisse des Ifo-Geschäftsklimas, der ZEW-Konjunkturerwartungen und des GfK-Geschäftsklimas.Die erhöhten Prognosewerte für das BIP hierzulande liegen vor allem an der positiveren Einschätzung des Exports sowie des privaten Konsums. So sollen die Ausfuhren 2019 um 4,5 % zunehmen (Prognose im April: 4,2 %), der private Konsum um 1,8 (1,6) %. Auch die Erwartungen an die Wachstumsrate der Anlageinvestitionen nehmen leicht zu, auf nun 3,5 (3,4) %. Mit Blick auf den Euroraum beruht die höhere BIP-Erwartung vor allem auf deutlich höheren Prognosen für die Ausfuhren (4,4 anstelle von 4,0 %) sowie für den Staatskonsum (1,4 nach 1,2 %).Bei den kurzfristigen Zinsen macht Schröder darauf aufmerksam, dass die Werte für USA und das Eurogebiet sowie auch die Prognosen immer weiter auseinandergehen. “Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wird selbst auf Sicht von 2019 als unverändert angenommen”, so Schröder. Für die Vereinigten Staaten rechnen die Experten mit einem weiteren Anstieg der kurzfristigen Zinsen auf ca. 2,8 % im Jahr 2019 – das ist ein Anstieg um etwa 50 Basispunkte, verglichen mit heute. In Bezug auf die langfristigen Zinsen im Eurogebiet wird für das nächste Jahr ein Anstieg auf 1,2 % prognostiziert, für die USA ein Wert von 3,25 % (aktueller Wert: 3,0 %). Bei den langfristigen Zinsen soll sich entsprechend diesen Vorhersagen somit allmählich eine leichte Angleichung ergeben.