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Pragmatiker Scholz soll Bundesfinanzminister werden

ste - Machen die SPD-Mitglieder den Weg frei für eine Neuauflage der großen Koalition, dann wird der nächste Bundesfinanzminister - der zehnte aus der SPD seit 1949 - Olaf Scholz heißen. Lange war nicht klar, ob es den 59-Jährigen, der seit 2011...

Pragmatiker Scholz soll Bundesfinanzminister werden

ste – Machen die SPD-Mitglieder den Weg frei für eine Neuauflage der großen Koalition, dann wird der nächste Bundesfinanzminister – der zehnte aus der SPD seit 1949 – Olaf Scholz heißen. Lange war nicht klar, ob es den 59-Jährigen, der seit 2011 Erster Bürgermeister von Hamburg ist, zurück nach Berlin ziehen könnte. Scholz, von 2002 bis 2004 Generalsekretär der SPD in der von Gerhard Schröder geführten rot-grünen Bundesregierung und von 2007 an zwei Jahre lang Bundesarbeitsminister bis zum Ende der ersten großen Koalition mit der CDU-Kanzlerin Angela Merkel, ließ sich bis zuletzt nicht aus der Deckung locken.Wiederholt ließ er seit seiner Wiederwahl 2015 anklingen, 2020 abermals für das Amt des Bürgermeisters in der Stadt, in der er aufwuchs, anzutreten. Doch nahm nach dem Scheitern der Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition im Bund der Druck nicht nur auf die SPD zu, sich trotz der historischen Niederlage bei der Bundestagswahl im September anstatt für die Oppositionsrolle für eine erneute Regierungsbeteiligung zu entscheiden. Auch für Scholz schlug die Stunde zu bekennen, wie weit sein politischer Ehrgeiz noch reicht. “Profilierter Kopf”Nun also – noch unter Vorbehalt – der Wechsel zurück von der Elbe an die Spree. Die Wirtschaft im Norden ist angetan und spricht von einem echten Gewinn für die Koalition. Die SPD würde mit Scholz einen ihrer profiliertesten Köpfe aufbieten, teilte die Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein mit. Die künftige Bundesregierung würde mit Scholz eine stabile Säule erhalten.Der gebürtige Osnabrücker, der seit 1998 mit der brandenburgischen Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) verheiratet ist, gilt als Pragmatiker und gewiefter Verhandler – ein Ruf, den er 2017 bei der Neuregelung der Bund-Länder-Finanzen untermauerte. Sachlich, unaufgeregt und verlässlich sei auch seine Amtsführung als Hamburgs Bürgermeister gewesen, wird Scholz attestiert. Die “schwerste Stunde seiner Amtszeit”, der von Gewalt überschattete G 20-Gipfel im vergangenen Juli in Hamburg, hat die politische Bilanz des Juristen nicht nachhaltig beschädigt.Doch das Verhältnis zu seiner Partei ist schwierig. Arroganz, Überheblichkeit, Taktiererei: Mit Kritik aus der SPD muss Scholz schon lange leben. Seine Rolle als Verteidiger der innerhalb der SPD umstrittenen Agenda-2010-Reformen der Schröder-Regierung ist nicht vergessen. Mit nur gut 59 % der Stimmen wurde er als Befürworter einer großen Koalition beim Parteitag im Dezember als einer der Vize-Vorsitzenden wiedergewählt – der schwächste Wert der Stellvertreter von Martin Schulz.