DIE SORGEN UM DIE KONJUNKTUR NEHMEN ZU - DAS KONJUNKTURTABLEAU VON ZEW UND BÖRSEN-ZEITUNG

Prognosesenkungen ohne Ende

Konjunkturerwartungen gehen für Deutschland und den Euroraum immer weiter zurück

Prognosesenkungen ohne Ende

ba Frankfurt – Die Konjunkturzuversicht der Experten kennt derzeit nur eine Richtung: stetig abwärts. Und zwar sowohl für die Eurozone als auch deren größte Volkswirtschaft Deutschland. Angesichts der zahlreichen Risikofaktoren, die sich seit Jahresanfang verschärft haben, werden seither auch die Prognosen stetig nach unten geschraubt. So auch im September, wie das aktuelle Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung zeigt. Für dieses sammelt das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) jeden Monat die veröffentlichten Prognosen von Banken, Institutionen sowie staatlichen Einrichtungen und bestimmt daraus den Medianwert.”Konjunkturexperten rechnen somit mit einer länger andauernden gesamtwirtschaftlichen Schwächephase im Eurogebiet, die auch im gesamten Jahr 2020 weiter anhalten wird”, schließt ZEW-Experte Michael Schröder aus den jüngsten Prognoserevisionen. Die Auguren erwarten nun für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Eurogebiets im nächsten Jahr nur ein Plus von 0,8 % (siehe Tabelle). In der vorherigen Veröffentlichung von Mitte August wurde noch ein Zuwachs von 1,25 % erwartet. Begründet wird diese Revision der Prognosen durch ein geringeres Wachstum des privaten Konsums (1,1 %, statt 1,5 % ) sowie der Exporte (1,8 % statt 2,15 %). Exporte belasten am meistenDie Annahme, dass es zwar einen Wachstumsrückgang gibt, aber eine Rezession im gesamten Eurogebiet kaum wahrscheinlich zu sein scheint, beruhen auf den kürzlich vom Statistikamt Eurostat vorgelegten Zahlen für das BIP im zweiten Vierteljahresabschnitt. Mit 0,2 % im Quartalsvergleich ist das reale BIP nur halb so stark gewachsen wie zu Jahresbeginn. Mit Ausnahme des steigenden Staatskonsums gingen die Wachstumsraten aller anderen Komponenten sehr deutlich zurück.Am kräftigsten bergab ging es bei den Exporten, die nach einem Plus von 0,6 % im ersten Quartal nur mehr stagnierten. “Hier zeigt sich der erhebliche negative Einfluss der internationalen Handelskonflikte unmittelbar”, sagte Schröder. Der bislang als Wachstumsmotor geltende private Konsum stieg nur um 0,2 % relativ zum Vorquartal an. Im ersten Quartal waren es mit 0,5 % noch mehr als das Doppelte. In ähnlichem Ausmaß verringerte sich auch das Wachstum der Anlageinvestitionen. Der Anstieg im zweiten Quartal betrug nur noch 0,5 % nach 1,1 % im Vorquartal. Ein Spiegelbild der sich abschwächenden Konjunktur ist der seit Monaten anhaltende Abwärtstrend der Inflationsrate. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 1,8 %, im September waren es nur noch 0,9 %.Die Prognosen für Deutschland wurden hingegen für das laufende Jahr nach unten revidiert, blieben jedoch für das kommende Jahr unangetastet bei 0,8 %. Für 2019 beträgt die Medianprognose aktuell 0,5 %, bei der vorherigen Veröffentlichung lag sie noch bei 0,6 % (vgl. BZ vom 14. August). “Grund für die Revision ist eine vermutete zunehmende Schwäche der deutschen Exporte”, analysiert Schröder. Auch in Deutschland geht die Inflationsrate immer weiter zurück. Im September lag sie nach nationaler Berechnung bei 1,2 % und damit um 0,2 Prozentpunkte unterhalb des Augustwertes.