DIE USA UNTER TRUMP

Steuerpläne stimmen das Silicon Valley versöhnlich

Apple & Co. haben fast 500 Mrd. Dollar im Ausland geparkt - Steuerschonende Repatriierung erwogen

Steuerpläne stimmen das Silicon Valley versöhnlich

Von Stefan Paravicini, New YorkDie Technologiefirmen aus dem Silicon Valley gehören zu den stärksten Kritikern des nächsten US-Präsidenten Donald Trump. Vor allem die Aussicht auf eine restriktive Immigrationspolitik treibt Konzerne wie Apple, Google oder Facebook um. Aber auch Start-ups und ihre Risikokapitalgeber gehen auf die Barrikaden. Schließlich gibt es kaum eine Branche, für die der Wettbewerb um internationale Talente derzeit eine größere Rolle spielt. Eine restriktive Einwanderungspolitik könnte das Silicon Valley im Vergleich mit anderen Technologiestandorten in Zukunft schwer belasten.Nachdem Trump nun die Wahl gewonnen hat und die Republikaner auch in beiden Kammern des Kongresses weiterhin das Sagen haben, könnte sich zumindest das Verhältnis zu den großen Technologiekonzernen doch noch entspannen. Denn wie im Wahlkampf angekündigt, könnte der nächste Präsident unter den neuen politischen Gegebenheiten ab dem 20. Januar 2017 eine Möglichkeit anbieten, die knapp 500 Mrd. Dollar, die allein die fünf Technologiefirmen Apple, Microsoft, Cisco, Google und Oracle mittlerweile außerhalb der Landesgrenzen angehäuft haben, steuerschonend nach Hause zu bringen, statt wie zuletzt immer mehr Schulden zu machen, um Dividenden zu zahlen und eigene Aktien zurückzukaufen. Insgesamt belaufen sich die im Ausland geparkten Barmittel von US-Unternehmen nach Angaben der Ratingagentur Moody’s bereits auf knapp 1,3 Bill. Dollar. Auszeit für HeimkehrerTrump hatte im Wahlkampf vorgeschlagen, die Repatriierung dieser Mittel mit einer befristeten “Steuerauszeit” zu erleichtern, in der die Unternehmen nur eine Strafe in Höhe von 10 % auf die ins Land zurückgeholten Cash-Bestände zu bezahlen hätten. Unter den geltenden Steuergesetzen müsste ein Konzern wie Apple, der allein mehr als 200 Mrd. Dollar im Ausland auf der hohen Kante hat, rund 40 % an den Fiskus abgeben, wenn diese Mittel in die USA verschoben würden.Der Immobilienunternehmer Trump, der im Wahlkampf damit geprahlt hatte, besonders für die Überarbeitung der Steuergesetze qualifiziert zu sein, weil er genau wisse, wie man die geltenden Gesetze umgehe, verspricht sich von dieser verkappten Steueramnestie einen Impuls für Investitionen der Technologiebranche und anderer von der Steuerauszeit begünstigter Unternehmen im Inland.Marktbeobachter gehen allerdings davon aus, dass die Konzerne die Mittel auch für neue Aktienrückkaufprogramme und Sonderdividenden einsetzen würden, um die Investoren bei Laune zu halten. Apple hat ihren Investoren im April insgesamt 250 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt, die ihnen über eine erhöhte Dividende und ein 175 Mrd. Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm zugutekommen sollen.Bei Start-ups und Risikokapitalinvestoren dürfte es Trump nicht nur im Silicon Valley schwerer haben, seine Beliebtheitswerte zu steigern. Wie seine Kontrahentin im Wahlkampf, Hillary Clinton, will er künftig auch die Gewinnbeteiligung von Venture-Capital-Fonds, sogenannte Carried Interests, besteuern.