Stimmung in Euroland trübt sich ein

Wirtschafts- und Industrievertrauen geben im August spürbar nach - Rückgang auf breiter Front

Stimmung in Euroland trübt sich ein

Die Sorgen um die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone nehmen wieder zu. Sowohl das Wirtschafts- als auch das Industrievertrauen sind im August spürbar zurückgefallen.ba Frankfurt – Die Unsicherheit angesichts des unerwarteten Brexit-Votums lässt sich im August nun auch im Wirtschaft- und Industrievertrauen, das monatlich von der EU-Kommission erhoben wird, ablesen. Nach zwei Anstiegen in Folge ist der Economic Sentiment Indicator (ESI) im Vergleich zum Vormonat um 1 auf 103,5 Punkte überraschend deutlich gefallen. Ökonomen hatten einen Rückgang auf lediglich 104,1 Zähler erwartet. Die Stimmung fiel dabei in allen Sektoren mit Ausnahme der Baubranche. Am deutlichsten war das Minus in der exportgeprägten Industrie (-1,8 Punkte), am geringsten bei den Konsumenten (-0,6 Punkte). Zudem trübte sich die Stimmung flächendeckend ein – unter den fünf größten Volkswirtschaften der Eurozone verbesserte sich die Stimmung einzig in Frankreich (+ 0,8 Punkte).Das Minus in der Industrie führt die EU-Kommission vor allem auf den stärksten Rückgang der Auftragseingänge seit Februar 2009 zurück. Bei den Dienstleistern (-1,2 Punkte) schwächten sich vor allem die Nachfrageerwartungen ab und bei den Konsumenten machte sich die pessimistischere Sicht auf die künftige Arbeitsmarktentwicklung bemerkbar. Der Indikator für den Einzelhandel (-2,7 Punkte) wurde von der pessimistischeren Sicht auf die aktuelle und künftige Geschäftssituation gedrückt. Britischer Index legt zuDie gestern veröffentlichten Daten zeigten, dass die konjunkturelle Skepsis vor dem Hintergrund des Brexit-Votums zugenommen habe, urteilt Stefan Kipar von der BayernLB. Wie erwartet seien die Auswirkungen bislang am stärksten in Großbritannien zu beobachten, aber auch die Euro-Konjunktur werde sich dieser Schwäche nicht entziehen können. Bremsend wirke sich einerseits die sinkende Exportnachfrage aus, andererseits dürften sich die Unternehmen aufgrund der erhöhten Unsicherheit um den Fortbestand der EU mit Investitionen kurzfristig zurückhalten, meint Kipar. Er prognostiziert für das zweite Halbjahr eine sinkende Wachstumsdynamik, erwartet aber keine unmittelbare Rezession. Dafür spreche auch, dass der ESI weiter recht deutlich über seinem langfristigen Mittel von 100 Punkten liege und trotz Brexit der Jahrestiefststand vom März bei 103,0 Punkten übertroffen werde.Dass das Stimmungsbarometer für Deutschland im August zurückfällt, hatten Ökonomen angesichts des Rückgangs des Ifo-Geschäftsklimas erwartet. Der ESI sank um 1,1 auf 105,5 Zähler. Am stärksten fiel hierzulande die Stimmung im Einzelhandel (-5,4 Punkte), gefolgt von der Industrie (-2,7 Punkte). Nur im Bausektor legte sie zu (+ 1,2 Punkte).Der ESI für Großbritannien stieg im August nach einem sehr deutlichen Rückgang im Juli wieder, woraus Kipar allerdings keine konjunkturelle Erholung ableiten möchte. Der Indikator liege mit 104,0 (+ 1,4) Punkten “noch weiter deutlich unterhalb des Niveaus im ersten Halbjahr”.Das enger gefasste Industrievertrauen im Euroraum gemessen am Business Climate Indicator (BCI) ist im August ebenfalls deutlich zurückgegangen. Im Vergleich zum Juli fiel er um 0,36 auf + 0,02 Punkte und damit den tiefsten Stand seit Oktober 2013. Die Einschätzung der Manager zu Produktion sowie dem Niveau der Bestellungen und Exportaufträge habe sich merklich verschlechtert, teilte die EU-Kommission mit. Die Prosuktionserwartungen seien hingegen nicht ganz so stark zurückgegangen und der Blick auf die Lagerbestände fertiger Produkte sei stabil geblieben.