Teuerung in Deutschland geht zurück

Inflation im Oktober bei 1,5 Prozent

Teuerung in Deutschland geht zurück

jw Frankfurt – Ein schwacher Preisauftrieb bei Energie und Dienstleistungen hat der Inflation in Deutschland einen Dämpfer versetzt. Gemessen am EU-harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI sank die Zunahmerate der Verbraucherpreise im Oktober von zuvor 1,8 % auf 1,5 %, wie das statistische Bundesamt (Destatis) in einer ersten Schätzung mitteilte. Der Rückgang fiel überraschend stark aus: Ökonomen hatten mit einem Wert von 1,7 % gerechnet. Allerdings spielten im Oktober auch Einmaleffekte eine Rolle, etwa die Preisnachlässe auf Pauschalreisen nach dem Ende der Sommerferien. Auch die Energiepreise wurden durch einen Basiseffekt gesenkt, da im Oktober letzten Jahres noch deutlich stärkere Energiepreisschübe zu verzeichnen waren.In der nationalen Rechnung schwächte sich die Teuerung ebenfalls ab: auf 1,6 %. Verantwortlich für den Rückgang waren vor allem die Energiepreise. Sie erhöhten sich mit 1,2 % weniger als halb so stark wie im Vormonat. Auch Dienstleistungen verteuerten sich mit 1,2 % unterdurchschnittlich. Als Preistreiber stellten sich dagegen erneut Lebensmittel heraus. Für sie mussten die Verbraucher 4,3 % mehr bezahlen als im Oktober 2016. Das ist der kräftigste Anstieg der Nahrungsmittelpreise seit acht Monaten. Kein InflationsdruckDie Teuerungsrate liegt damit wieder deutlicher unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB): Diese strebt für den Währungsraum mittelfristig Werte von unter, aber nahe 2 % an. Experten rechnen damit, dass die Teuerungsraten auch in den kommenden Monaten weiter leicht fallen werden, die Wachstumsraten aber weiter steigen dürften. “Von Inflationsdruck kann jedenfalls keine Rede sein”, kommentiert Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Gitzel zufolge gibt die fallende Inflationsrate dem äußerst vorsichtigen Vorgehen Mario Draghis recht. Die EZB hatte letzte Woche aufgrund der schwachen Inflationsentwicklung im Euroraum beschlossen, ihre Wertpapierkäufe ab Januar 2018 zwar für neun Monate von 60 Mrd. Euro auf 30 Mrd. Euro zu halbieren. Sie legte sich aber nicht auf ein Enddatum der Anleihekäufe fest.Die Meinungen zu dieser Entscheidung gehen im EZB-Rat weit auseinander. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte ein festes Enddatum gefordert, und auch EZB-Direktor Benoît Coeuré sagte in einem Zeitungsinterview, er hoffe, dass die Anleihekäufe im September nicht verlängert würden. Zugleich verwies er darauf, dass an den Käufen so lange festgehalten werde, bis sich die Inflation eindeutig in Richtung des anvisierten Ziels von knapp 2 % bewege. Die schwache Preisentwicklung dürfte im EZB-Rat allerdings denjenigen Argumente liefern, die für einen langsamen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik eintreten.