Handelspolitik

Unctad: Globale Verunsicherung schlimmer als Trumps Zölle

Die direkten Auswirkungen der US-Zollpolitik sind für den Welthandel schon dramatisch. Doch die damit einhergehenden klimatischen und psychologischen Folgen sind noch gefährlicher, warnt die UN-Handelsorganisation Unctad.

Unctad: Globale Verunsicherung schlimmer als Trumps Zölle

Verunsicherung schlimmer als Trumps Zölle

Die Unctad warnt vor den weitreichenden indirekten Folgen der US-Handelspolitik

Von Stephan Lorz, Frankfurt

Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ist nach Ansicht der UN-Handelsorganisation Unctad nicht das allergrößte Problem für den Welthandel. Wertschöpfungsketten könnten sich anpassen, Preisentwicklungen würden Märkte neu ausrichten. Für gefährlicher halten die Unctad-Ökonomen die mit der US-Politik einhergehende politische Unvorhersehbarkeit. Diese Verunsicherung treibe die Kosten in die Höhe, irritiere die Märkte und sorge für eine höhere Volatilität. Und die Entwicklungsländer würden davon am härtesten getroffen, schreiben sie im neuesten Global-Trade-Update.

Der globale Handel sei schon immer Schocks ausgesetzt gewesen von Zöllen über Pandemien bis zu geopolitischen Konflikten. Der Unterschied bestehe nun darin, dass „die Unsicherheit selbst systemisch geworden“ sei: „Die Unvorhersehbarkeit der Politik ist nicht mehr an einmalige Ereignisse gebunden, sondern zunehmend in die Weltwirtschaft eingebettet, wodurch Handelsströme umgestaltet und Investitionen gebremst werden.“

Den US-Zöllen besonders ausgesetzt ist Kanada, dessen Produktionsnetzwerke stark in die Weltwirtschaft integriert und mit den USA verknüpft sind. Auch Großbritannien, die EU, Israel, Mexiko und Norwegen sind von den Wirkungen und Folgewirkungen der amerikanischen Handelspolitik stark betroffen.

Höhere Kosten, weniger Wachstum

Nach Angaben der Unctad hat der „World Trade Policy Uncertainty Index“ ein Rekordniveau erreicht. Unternehmen stünden vor schwierigen Entscheidungen: Waren horten, Lieferungen umleiten oder höhere Kosten tragen. Kleine Exporteure und Entwicklungsländer sind die größten Verlierer, da sie nur über begrenzte finanzielle und logistische Mittel verfügten.

Die Verunsicherung lässt zudem die Wechselkurse stärker schwanken, die Kapitalströme verengen sich und die Kreditkosten steigen, warnt die Unctad. Entwicklungsländer, deren Finanzierungszugänge ohnehin schon knapp seien, würden unter der Verknappung der Kredite und damit verbundenen Einschränkungen für Investitionen besonders leiden.

Erosion von Vertrauen

Am schädlichsten hält die Unctad indessen den allgemeinen Vertrauensverlust, der durch alle Aspekte des Handels und der globalen Politik negativ durchwirkt. Wenn die Politik unklar sei oder Regeln selektiv angewendet würden, würden Regierungen oft zu einseitigen Maßnahmen greifen, die Vergeltungsmaßnahmen nach sich ziehen. Dieser Kreislauf verstärke die Volatilität auch auf den Finanzmärkten.

Daten der Unctad zeigen, dass die Industrieländer zwar stabile Importtrends verzeichneten, die Entwicklungsländer jedoch Anfang 2025 mit stärkeren Schwankungen konfrontiert waren – und die am wenigsten entwickelten Länder erst später im Jahr einen verzögerten, aber umso stärkeren Anstieg erlebten. Dies unterstreiche, „dass die Schwächsten auch am stärksten gefährdet sind“, mahnt die UN-Organisation.

Sie rät den betroffenen Ländern, die Märkte zu diversifizieren und mehr auf Handelsabkommen zu setzen. Unerlässlich sei die Wiederherstellung von Stabilität und Vorhersehbarkeit unter jenen Ländern, die sich an eine regelgebundene Weltordnung halten, „damit Unternehmen wieder investieren, Länder wachsen und der Handel seine Rolle als Motor der Entwicklung erfüllen kann“.