Inflationsdruck in den USA bleibt hartnäckig
US-Inflationsdruck weiter hartnäckig
Kernrate steigt im März – Gesamtteuerung sinkt überraschend deutlich – Gemischte Signale für US-Notenbank
Die US-Inflationszahlen für März beruhigen nur auf den ersten Blick. Zwar sinkt die Teuerung stärker als erwartet, aber die Kernrate steigt. Für die Fed gehen damit gemischte Signale von den Zahlen aus. Ökonomen sind sich uneins darüber, wie die weitere Geldpolitik der US-Notenbank ausfallen wird.
mpi Frankfurt
Die Inflationsrate in den USA sinkt im März deutlich. Die Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise ausgeklammert werden, bleibt jedoch hartnäckig hoch und dürfte den Druck auf die US-Notenbank Fed erhöhen, ihre Geldpolitik womöglich weiter zu straffen. Die Verbraucherpreise legten im März auf Jahressicht um 5% zu, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten mit einem Rückgang auf nur 5,2% gerechnet. Im Februar hatte die Teuerungsrate noch bei 6% gelegen.
Der deutliche Rückgang der Inflationsrate ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass der Krieg in der Ukraine inzwischen seit über einem Jahr andauert und damit die hohen Energiepreise nach Kriegsausbruch die neue Vergleichsbasis für die aktuellen Zahlen sind. Somit wirken sich die Kosten für Energie, die lange Treiber der Inflation waren, inzwischen dämpfend auf die Teuerungsrate aus. Ansonsten sind auch die Preise für Gebrauchtwagen auf Jahressicht deutlich gefallen. Sie kosteten im März 11,2% weniger als noch vor zwölf Monaten.
Der Inflationsdruck in den USA bleibt jedoch trotz der gesunkenen Gesamtteuerungsrate hoch. Die Kernrate ist im März um 0,1% auf 5,6% auf Jahressicht gestiegen und liegt damit inzwischen über der Gesamtinflationsrate. Dies war das letzte Mal vor zwei Jahren der Fall. Die hartnäckig hohe Kerninflation gilt als Alarmsignal für die Fed, da sie als Maß dafür zählt, inwieweit Unternehmen die hohen Energiepreise bereits an ihre Kunden weitergegeben haben. Damit droht sich die Inflation zu verfestigen. Befeuert wurde die Inflation in den USA im März von den steigenden Mieten und kalkulatorischen Eigenmieten. Beide Komponenten erklären mittlerweile rund 50% der Inflationsrate. Höhere Kosten für die Autoversicherungen und teurer werdende Flugtickets gehören zu den Preistreibern im Dienstleistungssektor.
Gemischte Bilanz
„Der Anstieg der Kerninflationsrate verschandelt das Inflationsbild“, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „Die Inflation löst sich nicht einfach in Luft auf, sondern sie erweist sich als zäh.“ Für die Fed fällt der Inflationsbericht daher gemischt aus. Auf der einen Seite kann sie es als Erfolgsmeldung verbuchen, dass die Gesamtinflation sich immer weiter der Zielmarke von 2% nähert und sich auch die Mieten als aktueller Inflationstreiber im März ein wenig abgeschwächt haben. Im Monatsvergleich legten sie um 0,5% zu, was der geringste Anstieg seit einem Jahr ist. Auf der anderen Seite könnte die hohe Kerninflation die Fed unter Zugzwang setzen, bei der kommenden Sitzung Anfang Mai erneut die Leitzinsen zu erhöhen.
Die Fed hat die Zinsen binnen Jahresfrist von nahe null auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00% angehoben, um die hohe Inflation einzufangen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten rund um die insolvente Silicon Valley Bank hatte es vor der Zinssitzung im März Spekulationen gegeben, dass die Notenbank womöglich eine Zinspause einlegt – manche Beobachter hatten sogar mit einer Zinssenkung gerechnet. Die Fed erhöhte stattdessen die Leitzinsen um 25 Basispunkte, und viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Notenbank mindestens ein weiteres Mal einen solchen Zinsschritt beschließen wird.
„Die Fed nähert sich ihrem Zinsgipfel. Wir erwarten nur noch zwei Erhöhungsschritte zu je 0,25 Prozentpunkten“, schreiben die Commerzbank-Volkswirte Christoph Balz und Bernd Weidensteiner. Ein früheres Ende des Zinszyklus erwartet dagegen Alexander Krüger, Chefökonom der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. „Wegen des jüngsten Bankenstresses gibt es aber wohl nur noch einen kleinen Zinsschritt, und das war’s dann. Die Fed scheint im weit fortgeschrittenen Zinszyklus nun kalte Füße zu bekommen.“ Für Tomas Gitzel von der VP Bank ist selbst eine weitere Erhöhung fraglich. „Die Signale aus der US-Notenbank sind derweil klar, man befinde sich in der Nähe des Leitzinshochs, lautet das Credo“, meint Gitzel. „Ob nun auf der kommenden Sitzung des Offenmarktausschusses ein neuerlicher Zinsschritt im Umfang von 25 Basispunkten vollstreckt wird, ist derweil noch nicht abschließend beantwortet.“