Konjunktur

US-Konsumstimmung sackt ab

Schlechte Stimmung unter den US-Verbrauchern und Aussichten auf Entspannung am Jobmarkt liefern der Fed neue Argumente für eine längere Zinspause. Eine Rezession wird zudem wahrscheinlicher.

US-Konsumstimmung sackt ab

US-Konsumstimmung gibt deutlich nach

Verbraucherlaune sinkt unerwartet stark – Anhaltende Inflationssorgen – Arbeitsmarkt zeigt Zeichen der Abkühlung

ast Frankfurt

Die US-Verbraucher zeigten sich im August erstaunlich übellaunig. Der zuletzt heißgelaufene US-Arbeitsmarkt dürfte sich hingegen in den kommenden Monaten etwas entspannen. Für die US-Notenbanker um Fed-Chef Jerome Powell könnten die jüngsten Daten Gründe für eine längere Zinspause liefern.

Lange hielt sich die US-Konjunktur stabiler als die Volkswirtschaften in Europa. Doch nun erhält auch die US-Wirtschaft einen ordentlichen Dämpfer. Wie der Institut Conference Board am Dienstag bekannt gab, sank das Barometer für die Konsumstimmung im August auf 106,1 Punkte und damit deutlicher, als von Ökonomen im Vorfeld erwartet worden war. Abkühlen dürfte sich nach Angaben des US-Arbeitsministeriums vom Mittwoch auch der zuletzt heißgelaufene US-Jobmarkt. Die Statistiker registrierten in ihrer monatlichen Umfrage eine deutlich geringere Zahl an offenen Stellen, als erwartet worden war. Für die US-Notenbank Fed ist nicht zuletzt diese Arbeitskräftenachfrage mit ausschlaggebend für anstehende geldpolitische Entscheidungen.

Laut Conference Board fielen beide Komponenten des Index zum US-Verbrauchervertrauen schwächer aus: Die Einschätzung der aktuellen Lage hat sich von 153,0 Punkten im Juli auf 144,8 Zähler verschlechtert. Der Unterindikator zu den Erwartungen der Verbraucher in Bezug auf Einkommen, Wirtschaft und Arbeitsmarkt sackte auf 80,2 Punkte ab. Damit kehrte er nicht nur die positive Entwicklung aus dem Juli um, sondern liegt nun nur noch haarscharf über 80 Punkten, dem Wert, der eine Rezession innerhalb des nächsten Jahres signalisiert. "Obwohl die Ängste der Verbraucher vor einer bevorstehenden Rezession weiter zurückgingen, halten wir eine solche noch vor Jahresende für wahrscheinlich", erklärten die Ökonomen. Der Anteil der US-Konsumenten, die eine Rezession für wahrscheinlich halten, ist demnach leicht gesunken.

Lockerung voraus

Gründe für die sinkende Konsumlaune der US-Verbraucher sind dem Conference Board zufolge die steigenden Preise im Allgemeinen und die hohen Preise für Benzin und Lebensmittel im Besonderen. Besserung erwarten die Konsumenten an dieser Front zudem laut Umfrage nicht. "Die durchschnittlichen Inflationserwartungen für die kommenden zwölf Monate stiegen an", erklärte Dana Peterson vom Conference Board. Auch mit Blick auf die Beschäftigungsbedingungen zeigten sich die Verbraucher pessimistischer. Demnach gaben mehr Menschen als im Juli an, dass es schwer sei, einen Arbeitsplatz zu finden.

Etwas entspannter dürfte sich in den kommenden Monaten der Arbeitsmarkt präsentieren. Laut Arbeitsministerium wurden Ende Juli 8,827 Millionen offene Stellen gemeldet. Das waren nicht nur rund 550.000 Stellen weniger, als Ökonomen erwartet hatten. Auch der Juniwert wurde von 9,582 auf 9,165 Millionen nach unten revidiert. Am Freitag wird die Regierung in Washington ihren Arbeitsmarktbericht vorlegen. Volkswirte rechnen mit einem soliden Stellenaufbau. Der Arbeitsmarkt wird von der Fed genau beobachtet – neben der Preisstabilität betont Fed-Chef Jerome Powell immer wieder das Ziel der Vollbeschäftigung.

Die jüngsten Daten könnten der Fed für die Septembersitzung neue Gründe liefern, an ihrer Zinspause festzuhalten. In einer Serie von Leitzinserhöhungen auf zuletzt 5,25 bis 5,5% hatte sie sich gegen die Inflation gestemmt. Notenbankchef Jerome Powell ließ zuletzt die Tür für eine weitere Anhebung offen, ohne sich jedoch festzulegen. Die Währungshüter würden das Für und Wider einer weiteren Straffung "sorgfältig" abwägen. US-Ökonom Michael Pearce von Oxford Economics rechnet damit, dass der Arbeitsmarktbericht "die Fed davon abhalten wird, den Leitzins weiter zu erhöhen". Zwar erwartet Oxford Economics wie die meisten Volkswirte inzwischen ebenfalls eine Rezession der US-Wirtschaft im vierten Quartal, doch "die Fed-Beamten werden den Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt weitaus mehr Aufmerksamkeit schenken als einem kurzfristigen Anstieg der Inflation in den kommenden Monaten, der durch höhere Energie- oder Lebensmittelpreise ausgelöst wird", analysierte Pearce.

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