Wirtschaftsministerium fordert höhere Gehälter

Deutschland hat nach wie vor "ein Lohnproblem"

Wirtschaftsministerium fordert höhere Gehälter

jw Frankfurt – Ökonomen aus dem Ausland sowie die Europäische Zentralbank fordern es schon länger: Die Löhne in der Bundesrepublik müssen endlich anziehen. Dann könne etwa der deutsche Leistungsbilanzschuss abgebaut und die Inflation angeheizt werden. Nun gesellt sich das SPD-geführte Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) dazu und spricht sich ebenfalls für kräftige Lohnsteigerungen in Deutschland aus. Angesichts einer Lohnungleichheit auf “historisch hohem Niveau” spreche vieles dafür, “besonders die Einkommenschancen von Beziehern geringer Lohneinkommen zu verbessern”, heißt es in einem Bericht aus dem Ministerium, der Reuters und der “Süddeutschen Zeitung” vorliegt. Deutschland habe nach wie vor “ein Lohnproblem”, obwohl es bei den Reallöhnen seit 2013 – unter anderem wegen des Mindestlohns – zu einer Trendwende gekommen sei. Diese Lohnungleichheit gefährdet laut BMWi den Zusammenhalt in Deutschland.Normalerweise hält sich die Bundesregierung in Fragen der Lohnentwicklung zurück, weil diese Sache der Tarifparteien ist. Im laufenden Wahlkampf stehen bei der SPD aber Forderungen für mehr soziale Gerechtigkeit im Vordergrund.”Trotz der positiven Impulse durch den Mindestlohn bleibt die Lage angespannt”, schreiben die Experten vom BMWi in dem Papier. Vor allem die Bezieher niedriger und mittlerer Einkommen hätten vom Wirtschaftswachstum zu lange nicht profitiert. Von 2010 bis 2015 seien die Löhne im mittleren Einkommensbereich nur um 2 % gewachsen, im unteren Bereich waren es 4 %, im oberen 5 %. “Im Jahr 2015 waren die realen Bruttolöhne der unteren 40 % zum Teil deutlich niedriger als 1995”, heißt es weiter in dem Bericht. Dagegen haben die oberen 60 % teils ausgeprägte Zuwächse verbucht. “Die Schere bei den Löhnen ging also deutlich auseinander”, stellen die Experten fest.Zwar seien die Reallöhne seit 2013 in Deutschland mit einem Plus von 1,8 % wieder deutlich gestiegen. Es bestehe aber “weiterhin Nachholbedarf für Lohnsteigerungen”. Für Fachkräfte gibt es in Deutschland nach wie vor eine hohe Nachfrage, so dass Arbeitnehmer eigentlich in einer starken Verhandlungsposition sind. Die schwache Inflation führt aber dazu, dass Arbeitnehmer weniger höhere Löhne einfordern, da sie real mehr von ihrem Lohn haben. Auch profitieren immer weniger Arbeitnehmer von einer Tarifbindung oder besitzen einen Teilzeitjob.