Wirtschaftsweise warnen vor Subventionswettlauf mit den USA
Wirtschaftsweise gegen Subventionswettlauf
Nur geringe Wirkung des US-Inflation-Reduction-Act in Europa â EnergiepreisgefĂ€lle beseitigen
Der SachverstĂ€ndigenrat fĂŒr Wirtschaft erwartet durch das US-Förderprogramm IRA nur geringe gesamtwirtschaftliche Auswirkungen auf die EU. Die Wirtschaftsweisen warnen davor, einen Subventionswettlauf zu beginnen. Sie raten aber dazu, das EnergiepreisgefĂ€lle zu reduzieren, um die StandortqualitĂ€t zu verbessern.
wf Berlin
Ganz folgenlos wird das Förderprogramm âInflation Reduction Actâ (IRA) der USA nicht bleiben. FĂŒr einzelne Industriezweige zur Transformation in Richtung KlimaneutralitĂ€t wie die Wasserstoffbranche, Elektrolyseure oder Batteriehersteller könnten die Subventionen den Anreiz verstĂ€rken, in den USA zu investieren, erwartet der SachverstĂ€ndigenrat fĂŒr Wirtschaft. Gesamtwirtschaftlich blieben die Auswirkungen auf die EU jedoch gering, schreiben die Wirtschaftsweisen in ihrem Policy Briefing. ZusĂ€tzliche Subventionen in Europa als Antwort auf das IRA lehnen sie deshalb ab. Ăhnlich ablehnend hatte sich bereits Ende Mai der Wissenschaftliche Beirat im Bundesfinanzministerium in seinem Gutachten zum IRA geĂ€uĂert. Mit dem neuen, unregelmĂ€Ăig erscheinenden Format des âPolicy Briefâ will sich der SachverstĂ€ndigenrat zu aktuellen Fragen oder Positionen Ă€uĂern.
Ein Subventionswettlauf als Folge des IRA wĂ€re in den USA und in der EU mit erheblichen WohlfahrtseinbuĂen verbunden, warnen die Wirtschaftsweisen. Der Beirat beim Finanzministerium hatte besonders auf die inflationstreibenden Effekte schuldenfinanzierter Ausgabenprogramme abgestellt. Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, rĂ€t der EU zu koordiniertem Vorgehen. Dahinter steckt die BefĂŒrchtung, innerhalb der EU könnte ein Bieterwettbewerb ĂŒber nationale Förderung ausbrechen.
Fördervolumen schwer schÀtzbar
In der Analyse der Programme in den USA und der EU kommen die Wirtschaftsweisen zu dem Schluss, dass die Dimension âannĂ€hernd vergleichbarâ sei (siehe Grafik). Die EU hatte als Antwort auf das IRA den âGreen Industrial Planâ vorgestellt. Der ĂŒberwiegende Anteil der Förderung des IRA-Budgets betrifft Steuergutschriften fĂŒr transformative Investitionen, emissionsarme GĂŒter und Energieprodukte sowie den Konsum nachhaltiger Produkte. Die Steuergutschriften sind der Höhe nach nicht gedeckelt. Somit basiert das angenommene Volumen auf SchĂ€tzungen. Bei den EU-Programmen raten die Wirtschaftsweisen dazu, bĂŒrokratische HĂŒrden zu reduzieren. Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier erklĂ€rte, zugleich solle die Förderung stĂ€rker an der Emissionsminderung ausgerichtet werden.

Deutlich gröĂere Sorgen als das IRA selbst machen den Wirtschaftsweisen mit Blick auf die StandortqualitĂ€t aber das EnergiepreisgefĂ€lle Europas zu den USA. Dies dĂŒrfte sich durch das IRA schĂ€tzungsweise um 1 Cent/kWh vergröĂern, erwarten sie. In den vergangenen drei Monaten hĂ€tten die Strompreise in Deutschland um 9 Cent/kWh höher als in den USA gelegen. Der SachverstĂ€ndigenrat empfiehlt, das Stromangebot und die Energieinfrastruktur zĂŒgig auszubauen. Stromnachfrage und -angebot sollten deutlich flexibler werden, etwas durch eine Strukturreform der Netzentgelte oder regional differenzierte Preissignale ĂŒber eine Aufteilung des Marktes in Preiszonen. Mit Blick auf den Ausbau erneuerbarer Energien zusammen mit der Batterie- und Wasserstoffförderung solle die EU die Versorgung mit kritischen Rohstoffen sicherstellen und diversifizieren. Wegen der âLocal contentâ-Vorgaben im IRA wĂ€re die EU gut beraten, das Freihandelsabkommen mit den USA zĂŒgig voranzutreiben.