Yellen rechnet fest mit Zinsschritt 2015

Bedeutung des exakten Zeitpunkts sollte nicht übertrieben werden

Yellen rechnet fest mit Zinsschritt 2015

det Washington – Die US-Notenbankvorsitzende Janet Yellen rechnet weiterhin vor Jahresende mit einer Anhebung des Leitzinses. Sowohl die Erholung am Arbeitsmarkt als auch die günstigen Wachstumsaussichten hätten sie in der Überzeugung bestärkt, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank bei einer seiner kommenden Sitzungen wieder an der Zinsschraube drehen wird. Im halbjährlichen geldpolitischen Bericht der Zentralbank warnte die oberste Währungshüterin aber davor, “dem Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung übertriebene Bedeutung beizumessen”.Beeindruckt zeigte sich Yellen vor allem von der Lage am US-Arbeitsmarkt. Seitdem die Arbeitslosenquote 2009 den höchsten Stand seit zehn Jahren erreicht hatte, sei diese um mehr als 4,5 Prozentpunkte auf derzeit 5,3 % gesunken, sagte sie gestern vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des US-Repräsentantenhauses. Auch hätten monatliche Neueinstellungen in Höhe von durchschnittlich 210 000 ausgereicht, um seit dem Tiefpunkt 12 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Qualitative VerbesserungenErstmals hob die Fed-Vorsitzende hervor, dass nun auch qualitative Verbesserungen eingetreten sind, die jedoch nicht in der Arbeitslosenquote ihren Niederschlag finden. Erfreut sei sie insbesondere darüber, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich zurückgegangen ist. Wünschenswert seien hingegen sowohl eine höhere Partizipationsrate als auch stärkere Lohnsteigerungen.Optimistisch schätzte sie auch die künftigen Konjunkturaussichten ein. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) während der zweiten Jahreshälfte 2014 um 3,5 % gestiegen war, sei dieses während der ersten beiden Quartale des laufenden Jahres zwar leicht zurückgegangen. Yellen begründete dies aber mit vorübergehenden Faktoren. Obwohl die Fed vor allem den Rückgang der Industrieproduktion im Auge behalten werde, habe der robuste Arbeitsmarkt den Privatkonsum beflügelt.Die Industrieproduktion legte laut jüngstem Bericht der Fed im Juni um 0,3 % zu, nachdem sie in den beiden Monaten davor eingebrochen war. Dass sich die Inflationsrate wie von der Notenbankchefin prognostiziert allmählich wieder der Zielgröße von 2 % nähern wird, scheint auch die aktuelle Statistik des Bureau of Labor Statistics (BLS) zu bestätigen. Dieser zufolge stiegen die Erzeugerpreise im Juni um 0,3 % im Vergleich zum Vormonat, fielen aber im Jahresvergleich um 0,7 %. Auch deutet nach Ansicht von Yellen die rege Bautätigkeit darauf hin, dass sich der Immobilienmarkt wieder mit höherem Tempo erholt. Problematisch sei dagegen weiter die Verfügbarkeit von Häuserkrediten.Obwohl die Lage in Griechenland weiter “ein Problem darstellt”, hält Yellen fest, die europäische Konjunktur scheine sich weiter zu stabilisieren. Nicht auszuschließen sei, dass sich die Volkswirtschaften wichtiger Partnerländer, auch in China, schneller erholten als bisher angenommen. Gleichwohl bleiben sowohl die schwächere Nachfrage im Ausland als auch der starke Dollar die Achillesfersen der amerikanischen Exportwirtschaft.Sollte die US-Wirtschaft auf dem prognostizierten Kurs bleiben, dann sei es “angemessen, irgendwann in diesem Jahr den Tagesgeldsatz zu erhöhen und mit der Normalisierung der Geldpolitik zu beginnen”, resümierte die Fed-Vorsitzende. Gleichwohl betonte sie, dass das FOMC auch nach der ersten monetären Straffung weiterhin “ein hohes Maß an Akkommodierung beibehalten wird”, also die Zinsen verhältnismäßig niedrig bleiben werden.