Konjunkturerwartungen

ZEW-Barometer springt unerwartet kräftig an

Im Frühjahr werden laut Konjunkturumfrage des ZEW die Inzidenzzahlen sinken und die Wirtschaft die Delle aus dem Winterhalbjahr hinter sich lassen. Die aktuelle Lage sieht aber nicht ganz so rosig aus.

ZEW-Barometer springt unerwartet kräftig an

ba Frankfurt

Finanzmarktexperten blicken zum Jahresstart unerwartet optimistisch auf die Konjunktur – sowohl auf die deutsche als auch die im Euroraum. Vor allem die Vermutung, dass sich die Corona-Inzidenzen bis zum Frühsommer deutlich abschwächen werden, hat für Zuversicht gesorgt, wie die neueste Konjunkturumfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) andeutet.

Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Januar um 21,8 auf 51,7 Punkte gestiegen (siehe Grafik). Das ist der höchste Wert seit Juli 2021. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus auf 32,0 Zähler gerechnet. „Der Konjunkturausblick verbessert sich mit Beginn des neuen Jahres ganz erheblich“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die aktuelle Lage bewerteten die 174 befragten Analysten und institutionellen Anleger allerdings schlechter als zuvor.

Die positiveren Konjunkturerwartungen beträfen mit den konsumnahen und den exportorientierten Sektoren einen großen Teil der deutschen Wirtschaft, erklärte Wambach. In den vergangenen beiden Coronajahren hat sich immer wieder gezeigt, wie schnell kräftige Nachholeffekte einsetzen, sobald die Schutzmaßnahmen verringert oder aufgehoben wurden. „Die konjunkturelle Schwächephase vom vierten Quartal 2021 dürfte bald überwunden sein“, betonte Wambach.

Im Schlussabschnitt dürfte die deutsche Wirtschaft laut einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts (Destatis) um 0,5 bis 1% zum Vorquartal geschrumpft sein. Ökonomen erwarten, dass es im laufenden Quartal zu einer Stagnation oder einem leichten Minus kommt, bevor die Erholung im Frühjahr und Sommer wieder an Fahrt gewinnt. Vorausgesetzt, die aktuelle Omikron-Welle erweist sich tatsächlich als wirtschaftlich so kurz und relativ schmerzlos wie erwartet. Für 2022 wird wieder mit einem kräftigeren Wachstum als 2021 gerechnet, als die deutsche Wirtschaft 2,7% wuchs.

Hoffnungsträger Frühjahr

Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank wertet die Umfrageergebnisse als klares Aufschwungssignal und setzt auf das Frühjahr: „Auch die Lieferkettenschwierigkeiten vieler Produkte werden sich dann zwar nicht in Wohlgefallen auflösen, aber zumindest verbessern.“ Einen handfesten Hinweis hierauf lieferten die Produktionszahlen der deutschen Autobauer, ergänzt Jörg Angelé, Senior Economist bei Bantleon. Seit August hätten diese ihren Ausstoß mehr als verdoppelt. Der enorme Auftragsberg, auf dem die Industrieunternehmen sitzen, sollte in den kommenden Monaten abgebaut werden. „Es zeichnet sich mithin eine markante Erholung des verarbeitenden Gewerbes ab“, betonte Angelé.

Die Umfrageergebnisse für die Euro-Wirtschaft zeichnen ein ähnliches Bild: Während das Konjunkturbarometer (+22,6 auf 49,4 Punkte) zugelegt hat, verzeichnete das ZEW für die Lagekomponente einen Rückgang um 3,9 auf –6,2 Zähler. Wie sich die Euro-Wirtschaft im Jahr 2021 entwickelt hat, will das Statistikamt Eurostat Ende Januar mitteilen. Erwartet wird ein Plus von um die 5%. Zudem hat die Umfrage ergeben, dass 58% von einem Rückgang der Inflationsrate auf Sicht von sechs Monaten ausgehen. „Der Druck auf die EZB bleibt hoch, von ihrer extrem lockeren Geldpolitik allmählich abzurücken“, kommentierte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg.