Reporting

Konzerne tüfteln an ESG-Bewertungen

Die von internationalen Unternehmen gestartete Value Balancing Alliance arbeitet an Bewertungsverfahren, um positive und negative Beiträge von Nachhaltigkeitskriterien finanziell abzubilden.

Konzerne tüfteln an ESG-Bewertungen

swa Frankfurt

Mit der Buchstabensuppe in der Nachhaltigkeitsberichterstattung soll nach Vorstellung der Value Balancing Alliance (VBA) bald Schluss sein. Die von internationalen Konzernen wie Anglo American, BASF, Deutsche Bank, LafargeHolcim, Novartis und SAP unterstützte Organisation arbeitet an Standards, mit deren Hilfe Firmen positive und negative Beiträge zum Unternehmenswert vergleichbar erfassen können, um ihr Geschäft auch nach ESG-Kriterien zu steuern. „Primäres Ziel ist es, Unternehmen eine Methode zu liefern, mit der sie Nachhaltigkeitsaspekte finanziell abbilden und bewerten können“, erklärt VBA-Vorsitzender Christian Heller im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Ihn hat der Chemiekonzern BASF für dieses Projekt freigestellt.

Die Initiative, die Ende 2023 ein Ergebnis vorlegen will, verfolgt grundsätzliche Ziele und stellt ein bislang vor allem am Shareholder Value orientiertes Geschäftsmodell in Frage. „Wir sehen uns als Speerspitze einer Entwicklung, wie man Nachhaltigkeitskriterien direkt in Unternehmensentscheidungen integrieren kann und wie man Unternehmen holistischer steuert –  über die Gewinnmaximierung hinaus“, sagt Heller. Zentrale Frage sei, wie Unternehmen Entscheidungen treffen, wenn sie Nachhaltigkeitsaspekte einbeziehen. „Klimaziele haben mittlerweile den gleichen Stellenwert wie Finanzkennzahlen“, mahnt er.

Der VBA gehe es nicht darum, Rechnungslegungsstandards in Konkurrenz zu IFRS zu kreieren. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, Methoden zu entwickeln, wie Nachhaltigkeitsaspekte gemessen und bewertet werden können, um sie dann in die Rechnungslegung zu integrieren.

Nach derzeitigem Stand könnte sich das Reporting so verändern, dass der Lagebericht von Unternehmen künftig aus zwei Teilen besteht: Der eine umfasst die klassische Finanzberichterstattung. Der zweite Teil besteht aus einer Nachhaltigkeitsberichterstattung, mit Aussagen zum Wertbeitrag des Konzerns für die Gesellschaft und Auswirkungen von ESG-Kriterien auf die finanzielle Performance. Im zweiten Teil dürfte es nach den Vorstellungen der VBA eine alternative Bilanz geben mit Kennzahlen für Human-, Sozial- und Umweltkapital.

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