KommentarStellantis-CEO mit US-Wohnsitz

Amerikas Automarkt ist kein Fall für die Fernwartung

Der US-Markt ist für Europas Autobauer nicht erst seit Donald Trump schwierig. Versuche, ihn aus der Ferne zu bedienen, scheitern regelmäßig. Stellantis zieht zurecht die Notbremse.

Amerikas Automarkt ist kein Fall für die Fernwartung

US-Automarkt

Kein Fall für
Fernwartung

Von Sebastian Schmid

Der US-Markt ist für Europas Autobauer nicht erst seit Donald Trump schwierig. Versuche, ihn aus der Ferne zu bedienen, scheitern regelmäßig. Stellantis zieht zurecht die Notbremse.

Mit der tieferen Verankerung von Software im Auto sollen Werkstattbesuche immer häufiger der Vergangenheit angehören – dank Fernwartung. Im Management der Autobauer selbst ist Fernwartung hingegen auf dem Rückzug. „Local for Local“ ist nicht nur in der Produktion das Motto, sondern auch in Entwicklung und Management. Die Zeiten, in denen bedeutende Auslandsmärkte zum Warmlaufen für heimische Managementtalente gedacht waren, sind aus gutem Grund vorbei. Stellantis geht nun noch einen Schritt weiter. Antonio Filosa, der am 18. Juli zum neuen CEO gewählt werden soll, wird den französisch-italienischen Konzern mit Sitz in den Niederlanden künftig aus den USA heraus führen.

Angesichts der katastrophalen Entwicklung, die das US-Geschäft von Stellantis zuletzt genommen hat, erscheint die Entscheidung fast alternativlos. Vom Gewinnbringer sind die USA zum Sorgenkind geworden. 2022 rangierte der Konzern mit einem Marktanteil von 11% noch auf Rang 4 hinter GM (16%), Toyota (15%) und Ford (13%). Während die drei Rivalen ihren Anteil in etwa halten oder sogar leicht ausbauen konnten, ist Stellantis auf 8% abgestürzt. Damit ist der Autobauer von dem koreanischen Hersteller Hyundai/Kia (11%) und von der japanischen Honda (9%) überholt worden.

Dass es anderen europäischen Autobauern in den USA noch schlechter geht, ist kein Trost. Versuche, die Geschicke in den USA über entsandte Manager aus Europa zu lenken, haben sich erfolglos erwiesen. Das gilt insbesondere im Volumensegment, dessen Kunden deutlich stärker lokalen Präferenzen folgen als die Globetrotter im Premiumsegment. Volkswagens zahlreiche wie vergebliche Anläufe in den USA zeugen von der Schwierigkeit die Trends in Wyoming aus Wolfsburg heraus zu erkennen.

Den Beweis, dass Filosa in der Lage ist, den Trend umzukehren, ist dieser indes noch schuldig geblieben. Er trägt die Verantwortung für das Americas-Geschäft seit November 2023. Und 2024 war das bis dato schwächste Jahr für Stellantis in der Region. Auch die US-Tochter Jeep war zuvor unter seiner Führung im Rückwärtsgang unterwegs. Der Gedanke des Stellantis-Boards, dem US-Markt mit dem neuen CEO mehr Gewicht zu geben, mag richtig sein. Filosa muss allerdings erst noch zeigen, dass er mehr mitbringt, als den richtigen ZIP Code.

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