Auf der Suche nach Wachstum
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Autozulieferer
Auf der Suche
nach Wachstum
Von Joachim Herr
Das Fahrzeuggeschäft steckt in der Flaute. Automatisierung und Rüstung eröffnen Autozulieferern neue Chancen.
Es spricht einiges dafür, dass die deutsche Autoindustrie auf absehbare Zeit keine Wachstumsbranche mehr sein wird. 2017 hatte die Fahrzeugproduktion in der Welt ihren Höhepunkt erreicht. Die Neuzulassungen von Pkw in der EU lagen in den ersten neun Monaten dieses Jahres trotz leichter Erholung fast ein Fünftel unter dem vergleichbaren Wert von 2019. In China wächst der Markt für Elektroautos kräftig, doch der Absatz der deutschen Konzerne schrumpft. Auch wenn dort von den mehr als 100 neuen Herstellern vielleicht nur eine Handvoll übrigbleibt, nimmt das Angebot tendenziell zu. Die Nachfrage wird global jedoch eher stagnieren.
Bis auf BMW bauen alle deutschen Autokonzerne Arbeitsplätze ab. Auch die Zulieferer verringern ihre Kapazitäten. Bosch, ZF, Continental, Schaeffler, Mahle und andere streichen Tausende Stellen. Die Abhängigkeit vom Fahrzeuggeschäft zu verringern, gewinnt strategisch an Bedeutung. Bosch zum Beispiel stärkt mit der Übernahme eines Konzernteils von Johnson Controls in den USA das Heizungs- und Klimageschäft. Auch Schaeffler hat längst mit der Industriesparte – etwa Wälzlager für Windkraftanlagen und Produktionsmaschinen – ein zweites Standbein.
Wird aus dem Hype ein großes Geschäft?
Die zunehmende Automatisierung in der Industrie eröffnet neue Chancen. Mit Komponenten für humanoide Roboter bringt sich Schaeffler in eine gute Ausgangsposition, um durchzustarten, wenn aus dem Hype in einigen Jahren ein großes Geschäft werden sollte. Ausgemacht ist das freilich noch nicht. In der Partnerschaft mit dem jungen schwäbischen Unternehmen Neura Robotics bündelt Schaeffler nun Kräfte mit eigenem Wissen, Erfahrung und der Möglichkeit für die Produktion großer Stückzahlen. Das ist auf jeden Fall sinnvoll.
Das zweite Chancenfeld ist das Verteidigungsgeschäft, das angesichts der Weltpolitik stark ausgeweitet wird. Auch andere Zulieferer wie der Kölner Motorenhersteller Deutz verstärken hier ihre Aktivität. Schaeffler stößt auf starkes Interesse. Im Februar sollen Details der Produkt-, Fertigungs- und Vertriebsstrategie feststehen.
Ein erheblicher Vorteil
Mit zusätzlichem Geschäft ließen sich Größenvorteile erhalten – zum Beispiel im Einkauf und in der Produktion. Auch für die Beschäftigten wäre es eine gute Nachricht, wenn auf diese Weise Werke und Arbeitsplätze gesichert würden. Und das Rüstungsgeschäft bietet noch einen anderen erheblichen Vorteil: Einen Wettbewerb mit chinesischen Zulieferern und starkem bis ruinösem Preisdruck gibt es hier nicht.
