Bondanleger mögen Belgien
Anleiheprimärmarkt
Anleger mögen
Belgien
Von Kai Johannsen
Mehr als 72 Mrd. Euro Ordervolumen – das spricht schon eine klare Sprache. In diesem Fall für Belgien. Die belgischen Schuldenmanager konnten sich in der laufenden Woche vor Investorenanfragen offenbar kaum retten. Für den fünfjährigen via Syndikat an den Markt gebrachten Bond, der zum Spread von 28 Basispunkten über Swaps bei den Anlegern platziert wurde, ging bei einem Anleihevolumen von 7 Mrd. Euro somit mehr als das Zehnfache an Zeichnungswünschen ein. Das sieht man im Nachbarland auch nicht alle Tage. Und das zeigt auch, was sich dieser Tage an den Anleihemärkten abspielt.
Denn seitdem Donald Trump Anfang April den Handelskrieg vom Zaun gebrochen hat und damit die Märkte in heftige Volatilitäten stürzte, suchen Anleger ihr Heil in sicheren Häfen. Einen solchen fanden sie in früheren Krisen auch immer in den US-Staatsanleihen. Nun haben sich die internationalen Anleger zwar bislang noch nicht in großem Stil von den US-Treasuries abgewandt. Das zeigen zumindest die Auktionen von US-Bonds. Bislang können die US-Schuldenmanager immer noch auf mehr als das Zweifache an Nachfrage im Vergleich zum angesetzten Bondvolumen zurückgreifen. Die USA stehen in Sachen Refinanzierung also mitnichten mit dem Rücken zur Wand. Die US-Staatsanleiherenditen sind zwar angestiegen, aber nicht in einem Ausmaß, das den Rückschluss zulassen würde, dass die Anleger in Scharen aus dem US-Markt fliehen.
Offensichtlich wenden sich Anleger aber immer mehr anderen Staatspapieren zu. Eine sehr gute Nachfrage erlebte im April etwa die EU. Aber auch Länder wie Italien, Frankreich oder eben auch Belgien erfahren derzeit an den Bondprimärmärkten einen sehr starken Investorenrückhalt. Anleihen lassen sich somit problemlos platzieren. Und wenn nun der eine oder andere Staat mit höheren Refinanzierungserfordernissen konfrontiert ist, kann er gerade in diesen Tagen darauf vertrauen, dass sich die Papiere ohne Schwierigkeiten am Markt unterbringen lassen. Der Dank – wenn man so will – geht in Richtung USA, und zwar an Donald Trump. So bitter es auch für manchen klingen mag.