Ein Schritt näher am Börsengang
Ein Schritt näher am Börsengang
BITPANDA
Ein Schritt näher
am Börsengang
Von Björn Godenrath
Bitpanda-Chef Eric Demuth verabschiedet sich aus dem operativen Tagesgeschäft. Das ist kein Alarmsignal.
Elf Jahre nach der Gründung verabschiedet sich mit Eric Demuth der letzte der drei Gründer von Bitpanda aus der operativen Geschäftsführung. Die nun vollzogene Staffelübergabe wurde dabei von langer Hand vorbereitet. Denn zum einen wurde Anfang 2023 mit der Gründung einer Schweizer Holding als neuer Dachgesellschaft die Struktur geschaffen, von der aus die Gründer den Zugang der Krypto-Plattform zum internationalen Kapitalmarkt begleiten wollen. Zum anderen machte schon im August Mitgründer Paul Klanschek Platz in der operativen Führung für Lukas Enzersdorfer-Konrad, der als Co-CEO Seite an Seite mit Demuth auf die Übernahme als alleiniger CEO vorbereitet wurde.
London keine Option für ein Listing
In der neuen Aufstellung dürfte Bitpanda nun auch den seit geraumer Zeit anvisierten Börsengang angehen. Demuth hatte den Prozess bislang gesteuert und dabei schon eine Präferenz für ein europäisches Listing erkennen lassen, mit Euronext Paris oder der Frankfurter Börse als Destination. Auch New York ließ Demuth die Investmentbanken als Option ausloten, aber das war für ein Wiener Startup ohne US-Geschäft doch eher utopisch. Und nachdem er London explizit ausgeschlossen hatte als Listingplatz und Ende August wissen ließ, dass es entweder New York oder Frankfurt werden würde, ist mit dem Streichen eines US-IPO nun klar, dass der Weg nach Frankfurt führen wird.
Blindflug bei den Geschäftszahlen
Bleibt die Frage, wann die heiße Phase für den Börsengang eingeläutet wird. Da sich das Herbstfenster für solche Platzierungen gerade zu schließen beginnt, würde sich das kommende Frühjahr anbieten. Dann könnte man auch einen frisch testierten Abschluss vorlegen und hoffentlich Eindruck schinden bei den Investoren. Wobei in Sachen Geschäftsentwicklung seit Monaten Blindflug angesagt ist bei der zuvor so auskunftsfreudigen Bitpanda. Die letzten Kennzahlen stammen vom Abschluss für 2024, als eine Umsatzverdoppelung auf 393 Mill. Euro gelang, woraus sich ein Vorsteuergewinn von rund 120 Mill. Euro ableiten ließ.
Was für eine Bewertung kann Bitpanda erzielen?
Da sich das Umfeld für Aktien- und Krypto-Broker in diesem Jahr weiter gut, wenn auch nicht stürmisch entwickelt hat, sollte Bitpanda ein starker Börsenkandidat sein. Die letzte Bewertung von 4 Mrd. Dollar ist schon ein paar Jahre alt und taugt kaum noch als Gradmesser – heute dürfte es schon ein großer Schnaps mehr sein. Die Spannbreite bei den Peers ist groß: Etoro hat eine Marktkapitalisierung von 3,1 Mrd. Dollar, Coinbase ist 88 Mrd. Dollar wert.
Das N26-Szenario findet bei Bitpanda wohl nicht statt
Ob nun wirklich alles eitel Sonnenschein ist bei Bitpanda? Mangels Transparenz bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung kann man da nur im Trüben fischen. Und was die Staffelübergabe angeht: Den Zeitpunkt kann man auch so deuten, dass Demuth den Börsengang bis heute nicht hingekriegt hat und vielleicht nur so halb freiwillig den CEO-Posten geräumt hat. Das wäre das N26-Szenario, wo die Gründer herausgedrängt wurden. Von Dissonanzen mit den VC-Fonds ist bei Bitpanda aber nichts bekannt. Und auch, wenn man als Journalist für niemanden die Hand ins Feuer legen kann, so sieht das Drehbuch doch nach einem geordneten Übergang aus, wo Demuth aus der Schweizer Holding heraus eine steuernde Rolle übernimmt, ohne sich noch mit dem daily grind des operativen Geschäfts auseinandersetzen zu müssen.

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