Der Dollar ist angezählt
US-Herabstufung
Der Dollar
ist angezählt
Von Dieter Kuckelkorn
Die aktuelle Herabstufung der Kreditwürdigkeit der US-Regierung durch die Ratingagentur Moody’s hat im Weißen Haus durchaus eine bemerkenswerte Reaktion ausgelöst. Niemand nehme den Moody’s-Chefökonomen ernst, hieß es auf X im typisch aggressiven Stil der Trump-Administration. Auch am Markt sind gewisse Reaktionen sichtbar. Der Dollar-Index, der die Stärke des Greenback gegenüber den Währungen der sechs wichtigsten Handelspartner misst, gab um bis zu 1% nach, was für die großen Währungen eine kurzfristig durchaus nennenswerte Reaktion darstellt.
Extreme Reaktion in Washington
Dass die Herabstufung den Dollar längerfristig unter Druck setzt, ist jedoch nicht zu erwarten. Dafür spricht, dass es praktisch sämtlichen Akteuren an den Finanzmärkten seit langem klar ist, dass die USA kein Triple-A-Rating mehr verdienen. Daher ließ selbst die erste Herabstufung durch S&P bereits im April 2011, die man durchaus als einen Donnerschlag bezeichnen konnte, die Akteure am Devisenmarkt weitgehend kalt: Der Dollar-Index hatte bereits in den Monaten zuvor deutlich nachgegeben und die Herabstufung fand fast auf dem Jahrestief statt, sodass es für den Dollar kurz danach bis Mitte 2013 bergauf ging. Extrem war nur die Reaktion in Washington: S&P-Chef Deven Sharma musste auf politischen Druck hin seinen Hut nehmen. Nicht viel anders war die Marktreaktion Ende Mai 2023, als Fitch der US-Regierung das „AAA“-Prädikat entzog. Der Dollar befand sich einem längerfristigen, allerdings recht breiten Seitwärts-Trendkanal, der noch über ein Jahr anhielt.
Lage nicht im Griff
Dennoch ist der Dollar angezählt − wenn auch erst in der langfristigen Perspektive. Denn bislang bekommt die Trump-Administration die exorbitant hohen Staatsausgaben nicht in den Griff und der Rüstungsetat soll noch weiter steigen. Das damit voraussichtlich weiter hohe doppelte Defizit untergräbt auf Dauer das Vertrauen der Anleger in den Dollar sowie in Treasuries. Und die Sanktions- und Strafzoll-Orgien der Administrationen Biden und Trump veranlassen immer mehr Länder dazu, ihren Außenhandel langfristig in andere Richtungen umzulenken.